Du wirst einfach alt

Wenn du Glück hast, wirst du alt.
Wenn du Pech hast, gewinnst du – unwichtig wie viele Millionen – aber du wirst nicht alt.
Jung bleibst du nicht, selbst, wenn “du für dein immer” jung aussehen magst.
Zeit und Alter sind eine Erfindung (Illusion) des menschlichen Gehirns und dieses hat auch das Ende der Menschheit schon ungefähr gleich oft, wie Gott oder die Göttin, erfunden.
Natürlich ist natürlich!
Natürlich ist nicht vorbestimmt!
Natürlich kannst du das nicht künstlerischerisieren (zur Kunst machen; meine Wortschöpfung), denn es ist natürlich.
Natürlich ist Natur das Gegenteil von Kunst, doch wünscht sich ein natürliches Lebewesen, außer dem Menschen, eine Kunst?
Natürlich nicht – oder nenne es mir!
Wenn du alt wirst, wirst du es sehen – wir sind die Natur!
Nicht schlecht, nicht gut, nicht böse, nicht das Ersehnte, nicht der/die Geliebte, sondern einfach alt. Alt und unendlich lange glücklich, sonst könntest du das natürlich nicht lesen.

Hoch in Richtung des Pferdes strecken – 高探马 (gāo tàn mă)

Zurück zu den Übersichtsseiten der Formen, in denen diese Figur vorkommt: 18 Bewegungen, 19 Bewegungen, 38 Bewegungen und Laojia Yi Lu

Hoch in Richtung des Pferdes strecken (gāo tàn mă; High Pat on Horse )
(Im Video unten bei 7:19)
Nach den drei Wiederholungen der “kreisenden Hände” wird eine vierte Wiederholung begonnen, aber als Übergang zu gāo tàn mă kommt es nach dem Schritt mit dem linken Bein zu einer Änderung. Die rechte Hand bleibt auf schulterhöhe vom Körper seitlich weg gestreckt (gestreckt ist natürlich nie ganz durchgestreckt) und wewegt sich nur ganz wenig, wenn der linke Arm nach links halbkreisförmig öffnet. Im letzten Abschnitt, also noch bevor ganz geöffnet ist, dreht der Körper, die Hüfte, und der linke Fuß auf der Ferse nach links (außen) und dabei wird das Gewicht auf das linke Bein verlagert. Es erfolgt ein kurzer Blick nach rechts und ein Schritt mit dem rechten Bein. Die Arme haben ihre kreisförmige Bewegung nach unten weiter gezogen und schließen nun vor dem Körper, sodass das linke Handgelenk etwa über dem rechten liegt und beide Handflächen nach oben zeigen.
Nun wird das Gewicht auf das rechte Bein verlagert und dabei werden die Arme geöffnet. Der Blick wird kurz zu der linken nun hinteren Hand gerichtet während die Arme mit einer gleichzeitigen Rotation öffnen. Am Ende der Öffnung bleibt der linke Arm gestreckt und der rechte wird nach oben abgewinkelt, sodass die Handfläche zum Ohr kommt, sobald das Gewicht gänzlich am rechten Bein ist. Es folgt ein Schritt mit dem linken Fuß nach hinten, wodurch die Füße wieder auf eine Linie kommen und eine Drehung auf der rechten Ferse vervollständigt die begonne Bewegung mit dem Schritt des linken Beines. Jetzt geht die rechte Hand gerade vom Körper weg nach vor bei aufgestellter Handfläche und gleichzeitig wird der linke Ellbogen des linken, gebeugten Arms als Ausgelichsbewegung vor dem Körper nach hinten gezogen.
(Ende der Bewegung im Video bei 7:34)

Auf mögliche Variationen, zum Beispiel bei schneller Ausführung möchte ich hier noch nicht eingehen, sondern mir lediglich anmerken, dass ich später um Variationen ergänzen möchte.

https://www.youtube.com/watch?v=vnuUdXtnXh0
Quellen und Links:
Old Frame, First Form
Old Framne Chen Family Taijiquan von Mark Chen
Shu Jian

Ist Taijiquan tauglich zur Selbstverteidigung?

Mir kommen gerade wieder Zweifel auf, ob TCC heute überhaupt noch tauglich sein kann zur Selbstverteidigung (SV) und ob der Kampfkunstaspekt überhaupt noch eine Rolle spielt bei TCC (Tai Chi Chuan). Ich kenne inzwischen viele Kampfkünste (innere und äußere), einige Kampfsportarten und auch Selbstverteidigungssysteme. Dass letztere am besten geeignet sind zur SV, sagt schon die Bezeichnung. Dass die Eignung bei Kampfsportarten messbar ist, ist auch jedem bekannt, aber bei TCC gibt es heutzutage diesbezüglich nur noch Gerüchte aus vergangenen Zeiten. Mir ist der kämpferische Aspekt an sich zwar ohnehin nicht sehr wichtig im TCC, aber für jeden Aspekt der “inneren Kampfkünste” ist der Glaube und der ur-eigentliche Sinn und Zweck insofern für mich wichtig, da die Gesamtheit ja aus den verschiedenen Aspekten besteht. Ob ich nun an Meridiane und Chi, Infinitesimalrechnungen und physikalische Membranen (westliche Wissenschaften) oder an irgend einen Gott/Göttin einer Religion glaube, oder meinetwegen, wie ich, einfach nur an das Leben und den Menschen, spielt wenig Rolle, wenn wir uns einig sind, dass Glaube Berge versetzen kann. Das kann er, in jeder Religion, in jeder Philosophie und auch bei dir und mir, denke ich.
Ich kann also sicher nicht am spirituellen Aspekt von TCC zweifeln, sonst könnte ich TCC nicht ausüben. Wer nicht an Gott glaubt, der betet nicht. Wer an keine willentlich (Yi) steuerbare Lebensenergie (Chi) glaubt, kann kein Taijiquan ausüben, das wäre absolut unmöglich. Wenn jemand ein Gebet spricht, wie ein Gedicht, oder eine Taijiquan-Form ausführt, wie einen Tanz oder eine Gymnastikübung, der glaubt nicht und weiß nicht, wovon ich spreche. In meinen Augen setzt er für sich und die Welt nur sinnlose Aktionen. Glauben kann ich aber, was ich will, ob mein Chi nun visualisiert wird oder nicht (ich tendiere zur Visualisierung für spirituelle Aspekte und zur Verbalisierung für ordinäre, rationale, redundanzfreie Aspekte), ob ich an Jesus, Mohammed, den Jadegott oder an dich glaube, sollte wenig Rolle spielen. Wenn ich glaube, erlebe ich, dass ich es nicht absolut weiß, dass es nicht nach Kriterien der aktuellen westlichen Wissenschaft beweisbar sein muss, aber, dass ich es wahrhaben möchte. Also sprach Helmeloh und wiederholt sich: “Ich kann also sicher nicht am spirituellen Aspekt von TCC zweifeln, sonst könnte ich TCC nicht ausüben”.
Am gesundheitlichen positiven Aspekt von TCC kann ich deshalb nicht zweifeln, weil ich genügend positive Erfahrung mit Taijiquan diesbezüglich machen durfte. Die Aufzählung würde schon Bände füllen und grenzt bei mir teilweise an Wunder.
Am Kampfkunst Aspekt endlich zweifle ich, denn diese Art von Kampfkunst muss sich seit Erfindung der Schusswaffen nicht mehr im ur-eigentlichen Sinne prüfen. In der unbewaffneten Selbstverteidigung in unserer Gesellschaft gibt es hervorragende effiziente Systeme, die im Vergleich zu TCC leicht zu erlernen sind. Ich brauche dazu gar kein Krav Maga, Eskrima oder Systema erwähnen, weil jeder TCC-Ausübende selbst genau weiß, dass er sich gegen eine mittelklasse Profiboxer oder Kickboxer keine Runde im Ring halten könnte. Wird er auf der Straße von einem solchen angegriffen, kann er sich genau so lange halten wie im Ring. Warum weiß es jeder TCC-Ausübender? Ich denke, weil er seine Fajinkünste, als Schattenboxer immer nur gegen den Schatten beweist und gegen imaginäre Gegener in die Luft schlägt.
Ich denke, dass ein hervorragender Taijiquanmeister (egal welcher Stil), zu einem hervorragenden, unglaublichen Fajin (innere Kraft abgeben [meist explosiv]) fähig ist, aber dass er sich die Hand oder/und den Arm brechen würde, wenn er statt in die Luft auf einen Gegenstand (Sandsack, Gegner) schlüge. Es fehlt die Abhärtung, die im Kampfsport, in äußeren Kampfkünsten und bei echten körperlichen Auseinandersetzungen einfach Grundlage sind. Ich halte es für sehr überheblich, wenn ein Kampfkünstler glaubt zuschlagen zu können, wenn er es noch nie versucht hat, außer gegen seinen Schatten und die Gasmoleküle der Luft. Ich gehe sogar soweit, das ich behaupte, ein Kampfkünstler, der noch nie gegen einen Gegenstand geschlagen hat, ist ein Esoteriker auf einem mystischen Erkenntnisweg, der mit SV für mich in keiner Weise in Verbindung gebracht werden kann.
Möglicherweise klingt das jetzt abwertend, oder geringschätzend, aber so ist es nicht gemeint, denn ich habe mit TCC begonnen, weil ich mich und meinen Körper beherrschen wollte. Weil mich der harmonische Ausgleich zwischen Yin und Yang faszinierte, weil mich der spirituelle und gesundheitliche Aspekt interessierte. Weil ich von der unglaublichen Ästhetik und Harmonie der Bewegungen – ganz besonders bei Vorführungen von Frauen – geradezu in einen unbeschreiblichen Bann gezogen werde, der mich an Gott erinnert, obwohl ich an keinen Gott glaube. Für mich hat TCC etwas göttliches an sich und es tut meiner Gesundheit psychisch und physisch sehr gut, aber selbstverteidigen würde ich mich damit nicht. Dazu legte ich mir eine Glock zu und lernte Krav Maga oder ähnliches.
Wenn TCC den Anspruch erheben will, auch als SV geeignet zu sein, dann müssen sie meiner Meinung nach ein Prüfungssystem einführen (das ist nicht nur Geschäftssache, sonder auch ein Beweis für gewisse Fähigkeiten; wie bei Zeugnissen an Schulen und UNIs) und an Wettkämpfen teilnehmen. Damit meine ich aber sicher nicht Wushu-Show-Events, wo “nur” akrobatische Leistungen verlangt werden (das “nur” ist hier ganz bestimmt nicht abwertend gemeint, denn ich bewundere diese unglaublichen Leistungen, die aber trotzdem nichts mit Kampfkunst zu tun haben), sicher auch kein Tuishou, sondern da müssten sie sich wenigstens in Sanda behaupten können. Als Kampfkünstler müssten sie den Kampfsportlern sogar weit überlegen sein, aber ich bekomme immer mehr den Eindruck, als scheuten sie einfach die Konfrontation. Dazu erfinden sie heute auch unendlich viele, meist spirituelle Gründe (manchmal auch soziale, kulturelle, … die zu Beginn von Taijiquan, meines Wissens nach, niemanden interessierten; einfach nicht existent waren).
Ich liebe Taijiquan und den Taoismus wirklich sehr und beides hat mir persönlich schon viel geholfen und gebracht, aber ich finde es widerwärtig, dekadent und verblödet, wenn sich jemand als Kampfkünstler ausgibt, der noch nie gekämpft hat, außer vielleicht mit einem Reifenplatzer des Wagens vom Papi, oder verbal mit einem Kellner, weil das Himbeereis nach Maracujia schmeckte.

Um eventuelle Missverständnisse von vornherein zu vermeiden, betone ich, dass ich sehr gerne Taijiquan betreibe und sogar den kämpferischen Aspekt etwas abgewinnen kann. Trotzdem halte ich die Verbindung mit SV für völlig entbehrlich, außer sie wird als Nebeneffekt auf einem sehr hohen Level betrachtet.
Ich hatte jetzt 53 Jahre lang keine SV nötig und möchte, dass es so bleibt. Allerdings glaube ich auch, dass ich sie vielleicht irgendwann nötig haben würde, wenn ich mich jahrelang darauf vorbereitete. Denn mir fällt dazu ein, dass schon ein Grieche der Antike meinte, dass Militär (stehende Heere) nur einen Zweck im Krieg erfüllen. Hat man ein gutes Militär, ist es naheliegend, dass man es einsetzt und ich vermute, dass es sich mit Fähigkeiten zur SV womöglich ähnlich verhält.