Vom 25.-27. Mai werden in diesem Jahr die ersten Deutschen Meisterschaften im Taijiquan (GTO) ausgetragen. Zu diesem Anlass habe ich eine Taijiquan-Form aus verschiedenen Stilen zusammengestellt. Mein Lehrer meinte, dass Zheng-Manqing-Form und Chen-Stil schlecht zusammen passen, da die Prinzipien verschieden sind. Nun sind wir beide gespannt, was dabei heraus kommt.
Dies ist eine erste Aufnahme der Form, welche ich bis zur Meisterschaft verfeinern werde:
Manchmal denke ich über den Sinn und Unsinn des Lebens nach. Manchmal über Zeit, das Dao und De (dem Weltgesetz und seinem Wirken), die Geschichte, den Sinn und der Entwicklungsmöglichkeit von Taijiquan. Oft geht dann meine Fantasie mit mir durch und ich tagträume unglaubliche Geschichten. Der Taiji-Baum ist eine davon.
Diese Geschichte begann vor mehr als 3000 Jahren, als ein Daoist unbekannten Namens den Taiji-Baum entdeckte. Auch der genaue Ort ist ungewiss, aber er soll vom höchsten Berg des Himalayas aus, Richtung Mongolei gestanden haben. Manche behaupteten aber, es war Richtung Indien. Andere sagten, er wuchs in Tibet und ich hörte auch davon, dass am Fuße des Berges, auf dem er wuchs Shambhala lag. Jedenfalls war das kleinen Plateau über der Baumgrenze und es war sehr verwunderlich, dass in dieser Höhe noch ein Baum wachsen konnte. Es gab ganz wenig Erde und lediglich ein paar Grasbüschel auf dem winzigen, steil und schrägen Plateau, das ringsum von hohen fast senkrechten, einige 100 Meter hohen Felswänden umgeben war.
Der Daoist wollte in einem extrem gefährlichen Aufstieg, den Gipfel bezwingen, was nahezu unmöglich für einen Menschen war. Als er den Taiji-Baum entdeckte, konnte er es nicht fassen, dass dieser Baum auch noch Früchte trug. Es waren kleine granatapfelartige, bittere und hölzerne Früchte, die man kaum essen konnte. Der an Entbehrung gewöhnte Daoist konnte damit aber überleben und so blieb er eine Woche lang meditierend und betend, sich nur von der Frucht des Taiji-Baums ernährend auf dem winzigen Plateau. Er schlief nur einige Stunden und unter beten verstand er die Zelebration von Bewegungen, die den späteren Qigong- und Taijiquan-Bewegungen ähnelten. Am sechsten Tag, waren die Früchte aufgebraucht und am siebten Tag wagte der Daoist den Abstieg. Dabei bemerkte er, dass er über unglaubliche Kräfte und Fähigkeiten verfügte. Kein Tier konnte sich so geschickt und leicht am steilen Fels bewegen. Er verfügte auch über eine Ausdauer und Körperkraft, wie sie noch nie zuvor ein irdisches Lebewesen hatte.
Seiner Lebensweise entsprechend, lebte er weiterhin in den Wäldern und Bergen und besuchte nur selten Dörfer und Städte, um sich mit Kunst und Wissenschaft zu beschäftigen. Völlig unauffällig und immer darauf achtend, dass niemand etwas von seinen Kräften und Fähigkeiten merkte. Er setzte sie kaum jemals ein und wenn, dann möglichst heimlich. Einmal rettete er eine wandernde Familie von einer Bande aus Mördern und Räubern, doch selbst wenn einer der Geretteten von dem Erlebten erzählt hätte, glaubte ihm sicher keiner, oder hielt ihn höchstens für verrückt.
Der Daoist hatte eine paar Freunde und fand auch einen Schüler mit denen er sein Geheimnis teilte. So bildete sich in einigen Jahren ein Gruppe von Taiji-Baum Daoisten, die ihr Geheimnis warten und ein Meister (erfahrener Daoist) gab zur gleichen Zeit immer nur an einem Schüler sein Wissen weiter. Manche Meister fanden nie einen Schüler, mache hatten bis zu drei, vier oder gar fünf in ihrem Leben.
Sie fanden bald heraus, dass die von den Taiji-Baum-Früchten verliehenen Fähigkeiten und Kräften, bei einigen das ganze Leben lang anhielt und bei anderen nur ein paar Jahre. Außerdem wusste man bald, dass der Taiji-Baum nur 8 mal im Jahr eine Woche lang Früchte trug. So konnten maximal zwei mal acht Daoisten (acht Meister und acht Schüler) jährlich in den Genuss der Früchte kommen. Doch in Wahrheit waren es wesentlich weniger, denn in manchen Jahren versuchte den lebensgefährlichen Aufstieg keiner und in anderen Jahren, kamen von 10 Menschen nur die zurück, die ohnehin schon die Kraft der Taiji-Frucht hatten. Jahrhunderte lang waren es immer nur einige wenige, die über diese ungeheuren Kräfte und Fähigkeiten verfügten.
Einige der Taiji-Baum-Daoisten beendeten ihr Einsiedler-Dasein in Laufe ihres Lebens und lebten, als unauffällige Bürger wieder in der Zivilisation. Jeder hatte den Schwur geleistet, das Geheimnis zu bewahren und so geschah es auch. Eines Tages aber, musste ein Ex-Taiji-Baum-Daoist namens Zuo Jiaquer, nach der Rückkehr zu seinem Bauernhof entsetzt erfahren, dass seine Familie grausam ermordet wurde. Er vergaß alles, wie sich selbst und suchte die Täter. Es waren etwa hundert Soldaten vom Nordkönig, also einem, der 5 verfeindeten Könige, im Reich der Mitte. Er tötete fast alle und verfolgte den Rest. Dies konnte nicht mehr geheim bleiben und der Ostkönig, der gerade den Nordkönig belagerte, trat mit Zuo Jiaquer in Verbindung. Zuo Jiaquer unterstützte den Ostkönig, um seine Familie zu rächen und so wurde der Nordkönig schnell besiegt. Doch Zuo Jiaquer blieb auch nach dem Sieg am königlichen Hof und so nahm das Unheil seinen Lauf, denn der Ostkönig entlockte ihm mit List und Tücke sein Geheimnis. Es kam die Zeit, der Pilgerzüge zum Taiji-Baum. Der Ostkönig schickte Scharen seiner Soldaten hinauf und einige wenige schafften es tatsächlich und holten die Früchte für den König. Heimlich aßen sie auch selbst davon, doch keiner merkte etwas von besonderen Fähigkeiten. Sie wussten nicht, dass man eine Woche oben bleiben musste, meditieren und taijidaoistisch beten musste und sich ausschließlich von den Früchten ernähren durfte, um die Wirkung zu erfahren. Mit Hilfe von Zuo Jiaquer eroberte der Ostkönig auch alle übrigen Königreiche und wurde der erste Kaiser. Zuo Jiaquer wurde vom schlechten Gewissen geplagt und daher verriet er dem Kaiser nur das halbe Geheimnis und suchte nach Erklärungen für die nicht eintreffende Wirkung bei anderen. Er sagte, es liegt daran, dass der Baum da oben zu schwach geworden sei und man ihn düngen müsste. Mit unvorstellbarem Aufwand begann der Kaiser den Baum nun zu düngen und zu veredeln. Der Aufwand war ähnlich dem, die 10.000 Li lange Mauerzu errichten, aber die Taiji-Baum-Frucht zeigte trotzdem keine Wirkung. Inzwischen trug der Baum durch Veredelung schon die verschiedensten, herrlich aussehenden und schmeckenden Früchte, nur die erhoffte Wirkung blieb weiterhin aus. Jeden Tag musste man damit rechnen, dass der schwer behangene Baum bei dem nächsten Windstoß in die Tiefe stürzt, da er sich auf den Felsen ja nicht weiter verwurzeln konnte, obwohl man schon tiefe Rinnen in den Fels stemmte und mit Erde füllte. Einen einzigen kleinen Sack mit Erde hoch zu bringen kostete oft hunderten Soldaten das Leben und so gab man nach einigen Jahren auf. Noch dazu, war Zuo Jiaquer verschwunden und daher hielt man die Geschichte für Betrug. Ob sich der Baum erholt hat, oder ob er in die Tiefe stürzte ist nicht bekannt und von Zuo Jiaquer wird vermutet, dass er den Rest seines Lebens wieder als Daoist auf einem der heiligen Berge lebte.
Ich habe gerade folgenden Newsletter bekommen, den ich inklusive den Weblinks wörtlich zitieren möchte, schon alleine deshalb, weil im pdf unten, gut 160 Seiten der Publikation gratis zur Verfügung stehen:
Golden Elixir Press is pleased to announce the publication of Vol. 2 of The Seal of the Unity of the Three, by Fabrizio Pregadio.
The Cantong qi is the main text of Taoist Internal Alchemy (Neidan). In addition to Taoist masters and adepts, it has attracted the attention of philosophers, cosmologists, poets, literati, calligraphers, philologists, and bibliophiles. Thirty-eight traditional commentaries written through the end of the nineteenth century are extant, and dozens of texts found in the Taoist Canon and elsewhere are related to it. The present book is the most complete guide to this vast literature available in any language.
The book is divided into two main parts. Part 1 contains a catalogue of extant and lost commentaries, essays, and related texts, listing altogether about 150 works with systematic details on their authors, editions, reprints, bibliographic records, and—where relevant—present whereabouts. Part 2 contains a survey of the textual tradition originated by the Cantong qi, focused on the composition and contents of about 40 major texts. A final index of authors, editors, titles, and editions facilitates the use of the book.
The book is offered with a 20% early publication discount until April 30, 2012. Please see below for this offer.
Note: This book is a companion to the complete translation found in Vol. 1, subtitled A Study and Translation of the Cantong qi, the Source of the Taoist Way of the Golden Elixir (see the web page). The two volumes can be purchased separately.
Eine interessante Lektüre für Taijiquan-Freunde, viel Spaß mit “der Dichtung der Einheit der Drei”.
单 dān – Einzel….
剑 (jiàn) – das Schwert Die 49 Bewegungen der Schwertform:
Vorbereitung und Öffnung (預備式 – Yu Bei Shi, Qi Shi; Preparation and Opening)
Die Sonne ansehen (面对太阳 – miànduì tàiyáng; Face the Sun;
Der Unsterbliche zeigt den Weg
Der grüne Drache taucht im Wasser auf
Die Knie schützen
Die Tür schließen
Der Grüne Drache taucht im Wasser auf
Umdrehen und ein Hieb
Der blaue Drache dreht seinen Körper
Diagonales Fliegen
Der Phönix spreitzt die Flügel
Der Phönix nickt mit den Kopf
Das Gras teilen und nach Schlangen suchen
Der goldene Hahn steht auf einem Bein
Der Unsterbliche zeigt den Weg
Schützen und abfangen (blocken)
Ein alter Baum mit verdrehten Wurzeln
Der Tiger stürzt sich auf sein Opfer
Der schwarze Drache peitscht mit dem Schwanz
Zurück schreiten und das Schwert schwingen
Das wilde Pferd springt über den Bach
Die weiße Schlange züngelt
Der schwarze Drache peitscht mit dem Schwanz
Zhong Kui schwingt seine Klinge
Der Luohan zähmt den Drachen
Der schwarze Bär dreht sich zurück
Die Schwalbe pickt den Schlamm
Die weiße Schlange züngelt
Diagonales Fliegen
Machtkampf zwischen dem Adler und dem Bären
Die Schwalbe pickt den Schlamm
Die Sterne zupfen und ihre Konstellationen ändern
Den Mond vom Meeresgrund ausschaufeln
Der Phönix mit den Kopf
Die Schwalbe pickt den Schlamm
Die weiße Schlange züngelt
Diagonales Fliegen
Tausend Pfund links hoch halten
Tausend Pfund rechts hoch halten
Die Schwalbe pickt den Schlamm
Der weiße Affe bietet die Frucht an
Fallende Blumen
Aufwärts und dann abwärts stoßen
Diagonales Fliegen
Nachtdämonen durchsuchen das Meer
Die Python dreht sich herum
Wei Tuo stampft mit dem Stößel
Schwert am drehenden Mühlstein
Schließen und Rückkehr zum Ursprung
Weblinks und Quellen:
Chen-style Taijiquan VII – Single Sword von Chen Xiaowang
Chen Style Taijiquan Sword – Sources for Names and/or Descriptions of the 49 Movements of the Chen Style of Taijiquan Sword (Jian) Form
Der Shaolinkult hat ja einen Kungfu-Import aus China und einen wahren Boom in der Tourismusbranche ausgelöst. Versucht man jetzt eine Neuauflage mit Taijiquan? Immer wenn ich auf der Suche nach authentischen TCC-Quellen und/oder guten Übersetzungen bin, stoße ich auf die “Generationen der Chen Familie und des Chen Stil Taijiquan” und es kommt mir so vor, als würde man in China das Chendorf als neue Taijimetropole aufbauen. Wenn heute allerdings jemand behauptet, dass er als erster aus dem Chendorf TCC in die Welt und damit auch zu uns bringt, dann kostet mich das nur einen Lacher. Denn während der Kulturrevolution war TCC in China verboten und ich kenne Leute, die zwichen 1966 und 1980 im Chendorf waren und dort keinen einzigen Meister oder Lehrer vorgefunden haben. TCC ist höchstens in Hinterhöfen versteckt praktiziert worden.
Aber schon 1964 unterrichtete Zhèng Mànqīng in New York Taijiquan und obwohl von der Yang Familie seine 37er Kurzform nicht als offizieller Familien-Yang-Stil anerkannt wurde, schuf er seine 37er Kurzform, wie sie im Chen Stil erst Chen Xiao Wang viel, viel später mit der 38er und 19er schuf.
Chen Zhaokui (18. Generation, 1928 -81) lernte TCC von seinem Vater Chen Fake und war ein Hauptvertretern des Xinja-Stils. Als in China die sogenannte Kultur-Revolution begann, durfte Taijiquan nicht unterrichtet werden und viele Kampfkunstmeister wurden sogar verfolgt oder hatten unter dem politischen Druck stark zu leiden. Darunter auch Chen Zhaokui, der lange Zeit als Wachmann arbeitete und nur im Geheimen unterrichtete. Als Taijiquan ab 1974 wieder ausgeübt werden durfte, lehrte er viele Schüler, darunter auch Chen Xiao Wang. Er unterrichtete hauptsächlich die zwei Formen, die er von Fake übernommen hatte. Im Unterschied zu seinem Vater, der sehr große und weite Bewegungen lehrte, unterrichtete Zhaokui in erster Linie enge kleinere Techniken und war besonders für seine guten Qinna-Techniken gekannt. Auf die Bitte von Wang Xian ging er 1973 angeblich nach Chenjiagou und verbreitete auch dort die Xinjia. Schüler von Zhaokui waren: Chen Xiao Wang, Chen Zheng Lei, Wang Xian und Zhu Tian Cai und weiters auch Ling Zhian, Cheng Jin Zhai, Ma Hong und Wu Xiou Bou.
Dazu ein wörtliches Zitat aus “Die vielschichtige Lehre von Chen Zhaokui” von Nabil Ranné (2010):
Nach dem Tod Chen Zhaopis 1972 wurde Chen Zhaokui nach Chenjiagou eingeladen, um dort die heranwachsende Generation zu unterrichten, und die Dorfbewohner nannten seinen Stil „Xinjia“, den „Neuen Rahmen“. Doch Chen Zhaokui mochte diese Bezeichnung gar nicht. Er sagte 1979 in Shijiazhuang (Hauptstadt der Provinz Hebei, Anm. d. A.): „Dieser Ausdruck ist falsch. Mein fünfter Bruder Chen Zhaopi hat zu seiner Zeit ebenfalls von meinem Vater [Chen Fake] Boxen gelernt. Das sind alles Boxformen, die bereits Chen Changxing unterrichtet hat“ (nach Ma Hong, o.J.). Denn für Chen Zhaokui war nicht der äußere Rahmen, sondern das Ausfüllen der Kampftechnik durch innere Arbeit entscheidendes Element: „Wenn man kein Gongfu hat, dann ist auch jegliche Technik leer, und wenn das Gongfu nicht herauskommt, dann bleibt auch jegliche Technik nutzlos. Das Wichtigste ist es, Gongfu zu entwickeln und es herauszubringen.“
Nun, wie dem auch sei, mir kommt vor, als würde TCC immer mehr zu einer Mode, mit der sich ein gutes Geschäft machen lässt. Bei Geld hört der kommunistische Gedanke natürlich auf und wenn es ein gutes Geschäft ist, bauen sie uns eben im Chendorf einen Shaolintempel hin. Dadurch leidet aber sicher die Qualität von TCC und der ursprüngliche Grundgedanke wird verloren gehen. Vom Taoismus und Buddhismus will heute keiner etwas wissen, aber ohne Laozi gibt es für mich kein Taijiquan und ohne Chi kein Leben, auch wenn sich nichts damit verdienen lassen sollte und kein neuer Hype daraus gemacht werden kann.