Taiji und Qigong – ein Vergleich


Taijiquan wird zum Lebensmuster!
Dieses Lebensmuster bezieht sich im Taiji stärker als beim Qigong auf den kommunikativen Aspekt des Daseins. Die Taiji – Frage lautet: Wie reagiere ich auf meine Umwelt, besonders wenn ich angegriffen werde?
Die Qigong – Frage lautet (einerseits ähnlich): Wie reagiert mein Körper auf gesundheitliche Angriffe? In chinesische Denkweise übertragen heißt das: Wie reagiert meine Lebensenergie Qi auf Angriffe, die meine Vitalität gefährden? Wobei hinzuzufügen wäre, dass Qi keineswegs nur körperlich sondern mindestens ebenso intensiv geistig aufzufassen ist….
Den ganzen Originalartikel lesen Taiji und Qigong – ein Vergleich
Weitere Artikel über Qigong und Taiji

Empfehlenswert finde ich auch ihr Buch
Christa Proksch “Taijiquan – Die Kunst der natürlichen Bewegung”
Klappentext:
Der lange vergriffene Klassiker von Christa Proksch neu aufgelegt.”Keineswegs sollte aus der Schilderung meines Weges zum Taijiquan die Hoffnung herausgelesen werden, daß dadurch die Welt verändert werden könnte. Ich bin trotzdem überzeugt davon, daß sich innerhalb der letzten Jahrzehnte Wege zu einem neuen Bewußtsein anzubahnen beginnen……Diese Wege sollte man auch im Zusammenhang mit BeWEGung sehen, in der sich immer ein Verhalten zur Welt äußert. Insofern weist die weitgreifende Adaption des Taijiquan im Westen über eine Regeneration und Veränderung der Einzelpersonen hinaus und bildet eine der vielfältigen Verbindungslinien zwischen den Kulturen Chinas und des Abendlandes.”

Weblinks:
Branchen Adressbuch und Medien zu den Heil- Bewegungs- Kampf- und philosophischen Traditionen aus China

Paypal-Anwender im Visier professioneller Online-Krimineller

Auf Nutzer des Online-Bezahlverfahrens Paypal haben es jetzt Online-Kriminelle verstärkt abgesehen. Sie versenden millionenfach Nachrichten, mit denen sie ihre Opfer auf einen gefälschten Internet-Auftritt locken, um den Benutzerzugang zu dem Bezahlsystem zu reaktivieren. Dies soll nötig sein, weil der Account laut der Nachrichtentexte durch eine nicht autorisierte Transaktion angeblich gesperrt worden ist. Die durch das Anklicken des Links aufgerufene scheinbare Paypal-Service-Seite ist so professionell aufgemacht, dass einem Laien der Betrug kaum auffallen dürfte. Ist der Computer des Nutzers nicht ausreichend geschützt, wird allein schon durch den Besuch dieser gefälschten Seite ein sogenannter Trojaner auf dem Rechner installiert.
Davor warnt jetzt G Data, ein Hersteller von IT-Sicherheitslösungen.

Stimmt, ich habe auch schon eineige Phishing-Versuche an PayPal weiter geleitet. Am besten nicht im Email auf Links klicken, sondern direkt im Browser auf die Seite gehen.

4) ** Nervenleitgeschwindigkeit (NLG)

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1 Fortleitungsmechanismus

Der Fortleitungsmechanismus eines AP wurde bereits in Frage 2 ausgeführt. Hier möchte ich nur wiederholen, dass die Amplitude entlang eines Axons überall gleich (bzw. fast gleich) groß ist. Die Erregung (Alles-oder-Nichts-Gesetz) einzelner Membranbezirke (Na-Kanäle) sind über elektrotonische Ausbreitung gekoppelt. Der Na+-Einstrom dient als Stromquelle (siehe current-source – innen) für die elektrotonische Ausbreitung. Durch diese wird eine Depolarisation zur Schwelle im nächsten Membranbezirk erreicht, die wiederum einen Na+-Einstrom auslöst usw.

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2 Messung der Leitungsgeschwindigkeit

Ich führe hier drei Möglichkeiten zur Bestimmung der NLG an einem Axon an:

  • eine unipolare
  • eine bipolare und
  • die im Praktikum durchgeführte Bestimmung der motorischen NLG im Kombinationsverfahren elektrische Nervenreizung und Ableitung der Muskelsummenaktivität. Dabei werden zwei unipolare Ableitungen durchgeführt und dann wird die NLG über die Differenz der Entfernung der Reizelektroden von derAbleitelektrode ermittelt.

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2.1 Unipolare Messung der NLG

Abbildung 1, Unipolare Messung:

Wird ein Nerv unter der Kathode erregt, so kann entfernt ein AP abgeleitet werden. (Solange mit Oberflächenelektroden, also nicht mit Nadelelektroden, gereizt wird, wird es sich immer um Summen-AP handeln.)
Das AP wird fortgeleitet und tritt gegenüber dem Reiz mit einer Verzögerung auf, die proportional zum Abstand wächst. Der Proportionalitätsfaktor wird h.s. durch die Membranzeitkonstante und durch die Membranlängskonstante bestimmt.
τ wird wiederum durch den Membranwiderstand und die Membrankapazität bestimmt.
Eine Ableitung mittels Oberflächenelektrode wäre ebenfalls möglich, aber mit einigem technischen Aufwand verbunden. Im Praktikum wird das Summen-AP daher nicht vom Nerv, sondern vom Muskel (größere Masse – siehe EKG) abgeleitet, siehe Punkt c.
Das Reizartefakt wird meist (auch im Praktikum) gleichzeitig mit dem Reiz (1. Impuls) ausgelöst (getriggert) und erscheint sofort nach dem Einschalten des Reizstromes. Sobald nun das AP an der Ableitungselektrode angelangt, wird es registriert und ebenfalls am Oszilloskop aufgezeichnet. Der Potentialverlauf dieser unipolaren Ableitung ist dem zeitlichen Verlauf des Membranstroms entsprechend triphasisch.

Diagramm Phasen:

Versuchen Sie einmal die Geschehnisse von der Lage der Elektrode aus, welche knapp an die erregbare Membran herangebracht wurde, sich aber noch extracellulär befindet, zu betrachten. Solange die Membran im Ruhezustand verweilt, d.h. ein Ruhemembranpotential vorzufinden ist, wird die Elektrode von einem konstanten Ionenmilieu umgeben. Die zweite Elektrode (Referenzelektrode) wird auf das gleiche Potential eingestellt, so dass zwischen beiden Elektroden ein Potential von 0 mV liegt. Mit anderen Worten, das Gerät wird so eingestellt, dass zwischen der Meßelektrode, welche sich im ECR neben der unerregten Membran befindet, und der Referenzelektrode keine Spannung angezeigt wird.
Wenn nun ein AP naht, so muß diesem eine elektrotonische Depolarisation vorausgehen.
Phase 1:
Aus Graphik 3 und 4 ist gut ersichtlich, das als erstes die Stelle des “current source außen” an die Elektrode herankommen wird. Die Stromquelle enthöht, wie schon aus der Bezeichnung hervorgeht, relativ viele Kationen (Na+ und wegen g K+ auch K+), weshalb ein positiver Ausschlag bemerkbar ist.
Würde man an dieser Stelle allerdings das Potential zwischen Membranaußenseite und -innenseite messen, so könnte man feststellen, dass die Polarisation abnimmt bzw., dass das EM positiver wird. Es werden ja außen von dieser Stelle Na+ abgezogen und innen verteilt (elektrotonische Depolarisation zur Schwelle – “wobei die Spannung dem Strom nacheilt”).
Phase 2:
Ab der Schwelle nähert sich dann die Stelle der “current sink außen”, wo natürlich wegen des Na+-Einstroms weniger Kationen sind. Daher wird hier ein negativer Ausschlag festgestellt. Befänden sich die Elektroden außen und innen an der Membran, so könnte man nun eine vollständige Depolarisation und sogar eine Ladungsumkehr feststellen; das EM wird abgebaut und für sehr kurze Zeit positiv.
Da die K+-Kanäle langsamer reagieren als die Na+-Kanäle, steigt g K+ langsam an und es erfolgt allmählich ein repolarisierender K-Ausstrom. Der Na-Einstrom hat sein Maximum erreicht und noch in dieser Phase werden die Na-Kanäle inaktiviert. Am overshoot ist der Zustand erreicht, an dem zwar am wenigsten positive Ladungen in der ECF zu finden sind, aber bereits ein relativ hoher K-Ausstrom vorliegt.
Übrigens ist die bei einem AP einströmende Ionenmenge im Vergleich zur gesamten [Ion]i gering (ca. 1: 100 000), dies ist v.a. wesentlich, um verstehen zu können, dass auch AP-Serien möglich sind.
Phase III:
Der K-Ausstrom macht sich ab der positiven Spitze bemerkbar und es kommt schließlich wieder die Stelle der “current source außen” heran. Außerdem bringt die NaK-Pumpe bereits wieder Na+ nach außen. Die Elektrode findet also wieder zunehmend positive Ladungen vor und das in der ECF gemessene Potential geht gegen 0 mV. Mit anderen Worten kann man sagen, dass es durch die g K+ und die schnelle Inaktivation der Na-Kanäle zur Repolarisation kommt. Das Membranpotential verschiebt sich dabei in Richtung EM bzw. EK.
Hier wird wiederum die elektrotonische Depolarisation sichtbar. Doch sie ist auf dieser Seite geringer, da g K+ noch erhöht ist und so ein Teil der ausströmenden K+ wegen des elektrotonischen Potentials sofort kompensiert wird. Man könnte dies als Kurzschluss auffassen – erhöhte g für K+ durch elektrotonische Depolarisierung bei hohem elektrischen und chemischen (Konzentrations)-gradienten. Wird durch die elektrotonische Depolarisation aber doch die Schwelle erreicht, so kann das AP trotzdem nicht retrograd geleitet werden, da die Na-Kanäle noch nicht aktivierbar sind – siehe absolute Refraktärphase.
Die unipolare Ableitung ergibt hier also eine triphasischeKurve, wobei der Membranstrom bzw. die daraus resultierenden Potentialänderungen der ECF gegenber einer indifferenten Elektrode verglichen werden.
Gemessen wird üblicherweise die Zeit vom Reizartefakt bis zum 1. Anstieg (Beginn der Phase I).
Diese Zeit wird als Latenzzeit bezeichnet.
Aus der Länge der Strecke: Reizort bis Ableiteort, ergibt sich dann die Geschwindigkeit:
v = m/s

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2.2 Bipolare Ableitung mit zugehöriger biphasischen Kurve

Diagramm biphasisch:

In der Praktikumsanleitung wird eine solche Ableitung zwar zur Bestimmung der sensorischen NLG angekündigt, aber zum Glück werden die Versprechen nicht gehalten. Denn percutan erfordert die Ableitung hohen technischen Aufwand, und eine Nadelableitung zu Demonstrationszwecken wird bisweilen nicht praktiziert.
Das Prinzip, das ich hier am Beispiel eines isolierten Nerven zu erklären versuche, ist einfach, und der Nutzen ist doppelt, da damit nicht nur die NLG bestimmt werden kann, sondern es können auch Fortleitungsstörungen, Läsionen, Blocks usw. registriert werden.
Es ist wesentlich, einen gengend großen Abstand zwischen den Ableitungselektroden 1. und 2. zu wählen. Bei einer NLG von 100 m/s nimmt ein AP nämlich einen 10 cm langen Abschnitt am Nerven ein. Bei einem Abstand unter 20 cm würde es somit zu einer Verschmelzung der beiden Phasen kommen. Mit nur einer differenten Elektrode kommt man übrigens zu einer monophasischen Ableitung.
Achtung: monophasisch unipolar;
extracelluläre, unipolare Ableitungen sind triphasisch.
Wenn das Meßgerät z.B. einen positiven Ausschlag anzeigt, sobald die 1. Elektrode vom AP erreicht wird, so wird es, wenn das AP unter der 2. Elektrode angelangt, einen negativen Wert anzeigen, da das Meßgerät ja nun auf der anderen Seite von der ableitenden Elektrode liegt.
Bei vorliegender Schädigung des Axons zwischen den Elektroden kommt es zu einer monophasischen Ableitung, da das AP ja nicht zur 2. Elektrode weitergeleitet wird. Der Impuls erlischt an der geschädigten Stelle. Unabhängig davon ist bei einer extracellulären Messung das geschädigte Gebiet negativ gegenüber dem intakten Teil der Membranoberfläche. Die Potentialdifferenz zwischen den beiden Elektroden wird dann als Demarkationspotential bezeichnet.

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2.3 Weitere Möglichkeit, die NLG zu bestimmen

Im Praktikum werden zwei unipolare Ableitung eines Muskelsummenpotentials vorgenommen, da wie gesagt, die Ableitung eines Nervensummen-AP technisch etwas aufwendiger wäre. Man hilft sich also mit der Muskelableitung und geht so vor, dass der Reizort vom Meßort bei der 2. Messung um eine definierte Länge verlegt wird.
Die Leitung über die Strecke “s” wird bei der 1. Reizung (1. Reizort) genau soviel Zeit in Anspruch nehmen, wie bei der 2. Reizung (2. Reizort), d.h., wenn man von der Zeit, die ein AP vom 1. Reizort bis zum Meßort braucht, die Zeit, die es vom 2. Reizort bis zum Meßort braucht abzieht, bekommt man als Differenz die Zeit, die das AP für den Weg vom 2. Reizort bis zum 1. Reizort benötigt. (Die synaptische Übertragung, elektromechanische Kopplung,…, kürzen sich weg; siehe auch meinen Vorschlag bei dem Beispiel “Rheobase, Chronaxie”).
Bei der NLG – Messung einer motorischen Faser ist wegen ihrer relativ hohen Schwelle weiters wichtig, dass supramaximal gereizt wird (also alle Fasern erregend; im Praktikum angeblich mit Spannungen zwischen 30 und 120 V; verschiedene Autoren geben nötige Spannungen von 60 bis 90 V an). Es ist auch sinnvoll, wenn störende Wechselspannungen und sich aufbauende Gleichspannungen über eine Erde abgeleitet werden, um eine ungestörte Ableitung zu gewährleisten. (Einen eindrucksvollen Hinweis auf körpereigene Spannungen, welche die Ableitung stören könnten erhalten Sie, wenn sie mittels einfachem Universalmeßerät durch die unvorbereitete Haut von verschiedenen Stellen ableiten bzw. einfach die Meßelektroden mit gleichbleibendem Druck angreifen. Mit etwas Geschick sollen sich über dem Herzen z.B. sogar Potentiale ableiten lassen, die Vergleiche zum EKG zulassen).
Angenommen, der Abstand zwischen den beiden Reizelektroden (Mitte der Elektroden; Elektrodenradius) beträgt 20 cm. Wir können dann am Oszilloskop die beiden Latenzzeiten ablesen (bei Standardeinstellung entspricht ein Kästchen einer ms). Anschließend wird der Zeitunterschied berechnet. Die erste Ableitung kann brigens am Oszilloskop gespeichert werden, was den Vergleich erleichtert. Wenn sie z.B. für die 1. Ableitung eine Latenzzeit von 4 ms und für die 2. Abl. eine von 2 ms finden, so braucht das AP für die 20 cm eine Zeit von 2 ms d.h.:
NLG = v = 20 cm/2ms = 200 m/2 s = 100 m/s. Abweichende Werte bedeuten nicht zwangsläifig, dass jemand auf der Leitung steht, denn für motorische Fasern können die Werte zwischen 70 m/s und 100 m/s liegen.

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3 Summenpotential eines gemischten Nerven:

Zur Aufzeichnung von Summenpotentialen gemischter Nerven ist zu sagen, dass zuerst die APs der schnellen Fasern erscheinen werden. Das Summen-AP ergibt sich aus dem Spektrum der Fasergruppen und ihren LG. Die Zacken werden den verschiedenen Fasergruppen zugeordnet. Eine hohe Auflösung ist dazu erforderlich.

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4 Klassifikation der Nervenfasern und ihre NLG

4.1 Einteilung nach Erlanger – Gasser

Fasertyp

NLG in m/s

Beispiele

⌀ in µm

100

motorisch zur Skeletmuskulatur

15

50

Hautafferenzen für Berührung und Druck

8

20

motorisch zu den Muskelspindeln

5

15

Hautaff. für Thermo- und Nociception

3

B

7

sympathisch präganglionäre Fasern

3

C

1

Hautaff. fr Nociception und sympathisch postggl. Fasern

1

 

 

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4.2 Einteilung nach Lloyd – Hunt

Fasertyp

NLG

Beispiele

⌀ in µ m

I

75

primäre Muskelspindelafferenzen

13

II

55

Fasern für die Mechanorec. der Haut

9

III

11

Fasern für tiefe Drucksensibilität (Muskel)

3

IV

1

marklose nociceptive Fasern

1

 

 

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4.5 Höhe der NLG

Die Höhe der NLG ist in erster Linie vom Faserdurchmesser abhängig. Bei Vergrößerung des Durchmessers nimmt der Lösgswiderstand relativ zum Membranwiderstand ab. Weiters ist die NLG von der Amplitude des Na+-Einstrom abhängig (je größer dieser ist, um so mehr Strom steht zur elektrotonischen Ausbreitung zur Verfügung). Der Na+-Einstrom kann vermindert sein, wenn z.B. die [Na+]a verringert ist, oder bei verstärkter Inaktivation der Na-Kanäle bei positiverem Membranpotential, oder aber auch unter Einfluss von Lokalanästhetica, wobei es im Extremfall sogar zu einer Blockierung der Fortleitung kommen kann. Am Skelettmuskel wird ein AP mit ca. 5 m/s fortgeleitet.

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6 Saltatorische Fortleitung

In markhaltigen Nerven erfolgt die Fortleitung besonders schnell, da durch die Myelinscheide der Membranwiderstand eines Internodiums stark erhöht ist.
Die elektrotonische (schnelle und beinahe verlustlose) Ausbreitung greift daher bis zum nächsten Ranvier’schen Schnürring aus, und löst dort erneut einen Na+-Einstrom aus. An den Schnürringen liegen die Na-Kanäle besonders dicht.

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7 Zwischenfragen

  • Praktische Bedeutung der biphasischen Ableitung?
  • Was ist ein Summenpotential eines gemischten Nerven?
  • Bei welchen Verfahren kann u.a. eine Läsion festgestellt bzw. lokalisiert werden?
  • Was ist ein Demarkationspotential?

Weitere Links zu diesem Thema “Haben Sie eine schnelle Leitung?”:
Nervenleitgeschwindigkeit
Sulcus ulnaris Syndrom: Klinik, Diagnose und konservative Therapie
Biochemische Untersuchungen und Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit bei chronisch trichloräthylen-belasteten Personen (Springer Verlag)
Elektrophysiologische Untersuchungsmethoden (Klinikum Rosenheim)

3.** Reizzeit und Intensitätsdiagramm – Rheobase, Chronaxie

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1) Definitionen

  • Rheobase = die Intensität des Reizstroms, der gerade ausreicht, um einen Nerv oder einen Muskel zu erregen
  • Nutzzeit = die minimalste Zeit, die der Strom bei gegebener Intensität wirken muss, um eine Erregung auszulösen
  • Chronaxie = die Nutzzeit bei doppelter Rheobase
  • Rheobase und Chronaxie sind an erregbaren Geweben feststellbar

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2 Membrandepolarisation über extracelluläre Elektroden

Da die technische Stromrichtung d.g. von der Anode (positiv) zur Kathode (negativ) weist und die Elektronen aber in die gegensätzliche Richtung fließen, und außerdem natürlich negativ geladen sind, ist hier das ” current sink – current source – Modell” nicht ohne weiteres zu übernehmen.
Die technische Stromrichtung eignet sich aber hervorragend, um sich zu merken, was unter der jeweiligen Elektrode geschieht (siehe Skizze). Die Anode wird daher im Praktikum proximal angelegt und die Kathode distal, denn die Erregung soll sich ja nicht in Richtung Rückenmark ausbreiten.

Skizze 1: Depolarisation

Aus der Physik ist bekannt, dass ein Kondensator keinen Gleichstrom durchläßt, sondern nur Wechselstrom. Nur durch Ein- und Ausschalten kann der Kondensator, wenn es sich um Gleichstrom handelt, auf- und entladen werden. Wenn man mit einer Elektrode den Stromkreis schließt, kommt dies der Schaltfunktion gleich – natürlich ist dabei wesentlich, welche Elektrode man an die jeweiligen Kondensatorplatten anschließt.
Das Zahlenverhältnis der Elektronen ( ) soll den Potentialgradient anzeigen, d.h. in der Skizze ist die Membran innen gegenüber außen negativ geladen.

Skizze 2: Stromkreis offen

Schließen der Elektroden:
Skizze 3: Stromkreis geschlossen

Wenn für eine extracelluläre Ableitung bzw. Reizung der Nerv nicht freipräpariert wird, sondern wie im Praktikum, die Elektroden nach Entfettung und Bestreichung mit einem Gel, welches die Leitfähigkeit verbessert, auf die Haut aufgebracht werden, so spricht man von Oberflächenreizung oder percutaner Reizung. Dabei ist zu bedenken, dass zwischen dem Nerv (Muskel) und der Reizelektrode ein Widerstand (R?) liegt, der durch lebendes (Durchblutung, Schweißsekretion, Fettanteil, Faserrichtung usw. sind zu berücksichtigen) Gewebe dargestellt ist; auch die Lage der Elektroden zum erregbaren Gewebe ist dann ohne weitere technische Hilfsmittel nicht mehr exakt feststellbar. Daher wird von manchen die Chronaxie, welche nicht so stark von diesem R? abhängt als die Rheobase, auch als der aussagekräftigere Wert bezeichnet.

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3 Direkte Reizung

Bei der direkten Reizung wird die Endplattenregion gereizt (die indifferente Elektrode befindet sich am Muskelursprung). Da die elektrische Reizschwelle des Muskels höher liegt (positiver ist) als die des Nervs, werden die Nervenendverzweigungen erregt, und da das Endplattenpotential immer überschwellig ist (Alles-oder-Nichts-Gesetz), folgt eine Kontraktion der innervierten Muskelfasern. Voraussetzung ist natürlich, dass die neuromuskuläre Übertragung, Transmitterfreisetzung, elektromechanische Kopplung, kontraktile Elemente… intakt sind.
Das firing level wird zwar beim Muskel meist etwas positiver angegeben als jenes der Nerven, doch bei percutaner Reizung kann man die höhere elektrische Reizschwelle wegen R? nicht auf diesen Umstand zurckführen.
Zur Bestimmung der Erregbarkeit ist die Rheobase eben wegen “R?” zu ungenau.

4 Indirekte Reizung

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Bei der indirekten Reizung, welche u.a. zur Kontinuitätsprfung motorischer Fasern zwischen Reizort und Muskel dient, muss das a-Motoaxon erregt werden. Da in einem Nerv, wie z. B. dem N. medianus, sowohl afferente als auch efferente Fasern verlaufen, und die afferenten I-a-Fasern die niedrigste Schwelle aller Nervenfasern aufweisen, kommt es bei schwachen Reizen [20 bis 30 V; bei Gleichstrom, (mit U = I*R und Leistung P = U/I) zu einem H-Reflex (Hoffmann).
Nur supramaximale Reizung gewährleistet die Erregung der A
a-Fasern, und damit eine Kontraktion, die nicht über einen Reflexbogen zustande kommt. Aa-Fasern gehören zu den schnellstleitenden Fasern. Ist der Verlauf des Nerven gesichert und wird die hyperpolarisierende Anode proximal angebracht, kann damit (Hyperpolarisation kann sich ja nur passiv, also elektrotonisch, ausbreiten) ein H-Reflex unterbunden werden. Gleichstromreizung (galvanische) führt zu einer schnellen kurzen Muskelzuckung beim Ein- bzw. Ausschalten des Stromes. Wechselstromreizung (faradische) zu einer tetanischen Dauerkontraktion (vergleiche Kondensatormodell).
Normalerweise ist die Art der Zuckung eine sehr schnelle. Zur Stärke der Zuckung besagt die Pflüger’sche Zuckungsregel:
KSZ < ASZ < AÖZ < KÖZ
K = Kathode; A = Anode; S = Schließung; Ö= Öffnung; Z = Zuckung.

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5 Bestimmung von Rheobase und Chronaxie

Zur Bestimmung von Rheobase und Chronaxie verwendet man normalerweise Rechteck-Stromimpulse (gleichgerichteter Wechselstrom mit steilen Flanken, Schmitt-Trigger, Impulsgenerator, “zerhackter Gleichstrom”)
>Wenn man eine Gleichstromquelle schnell hintereinander ein- und ausschaltet, hat man eine Art Rechteckimpuls. Wenn die Impulse sehr kurz und die Flanken sehr steil sind, ergibt sich aus f * t die effektive Zeit, in der dieser Strom zu depolarisieren vermag. Im Praktikum kann man davon ausgehen, dass der Strom ber die Zeit depolarisiert, die als Reizdauer eingestellt wird (nicht die Periodendauer). Es wird z.B. der N. medianus in Handgelenkhöhe gereizt, so dass eine Kontraktion am Thenar herbeigefhrt wird. Bei unendlich langer Reizdauer – 500 ms genügen, um dies zu ersehen – und bei sehr kleinem Reizstrom (kleiner 0,5 mA) wird kein AP ausgelöst.
Erhöht man die Stromstärke, so wird ab einem bestimmten Wert, bei “unendlich” langer Reizzeit, eine Kontraktion auslösbar sein. Dieser Wert in mA wird als Rheobase bezeichnet.
Beträgt nun die Rheobase z. B. 0,7 mA, so kann man bei doppelter Rheobase, also 1,4 mA, bestimmt auch ein AP (Summen-AP) auslösen. Nun wird die Reizdauer von 500 ms ausgehend soweit verkürzt, bis keine Erregung mehr auslösbar ist.
Der letzte Zeitwert in ms, an dem eine Erregung ausgelöst werden konnte,wird als Chronaxie bezeichnet.

  • Die Rheobase-Werte sind sehr von R? abhängig und liegen z. B. unter 2 mA
  • die Chronaxiewerte sind ca. 0,1 ms für Nerven der Klasse A-a bzw. I
  • für den Skelettmuskel findet man etwa 0,7 ms
  • für den glatten Muskel Werte größer 10 ms

Bei obigem Beispiel wurde natürlich die Rheobase und Chronaxie des N. medianus und nicht des Muskels bestimmt.
Vor dem Diagramm noch ein interessanter Hinweis:
Würde man von der Nutzzeit der Rheobase die Nutzzeit der doppelten Rheobase (Chronaxie) abziehen, so müßte die Differenz eigentlich direkt Aufschluss über die Erregbarkeit der Nervenmembran geben, da sich bei gleichbleibenden Bedingungen (Gewebe, Lage der Elektroden, Fortleitungsgeschwindigkeit, neuromuskuläre Übertragung, elektromechanische Koppelung…) R? wegkürzen würde. D.h. der Zeitabschnitt Nutzzeit der Rheobase minus Nutzzeit der doppelten Rheobase (Chronaxie), müßte der Steigung des Präpotentials proportional sein, und damit die Erregbarkeit wiedergeben (siehe auch unten).

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6 Reizzeit-Intensitätsdiagramm

Halblogarithmische Darstellung, bei der die Zeit logarithmisch aufgetragen wurde.

Diagramm 2: Reizzeit-Intensitätsdiagramm

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7 Verwendung der Chronaxie

Die Chronaxie, der wichtigere Wert, soll zur Überprüfung der Kontinuität verwendet werden, hört man immer wieder. Da ist sicher etwas Wahres daran. Allerdings muss gesagt sein, dass wenn ich Sie auffordere den Daumen zu beugen und Sie können der Aufforderung nachkommen, so muss ebenfalls die Kontinuität gegeben sein. D.h. wenn vom Gehirn bis zum Daumen eine sog. Kontinuität gegeben ist, so muss sie zwangsläufig auch vom Reizort bis zum Daumen vorzufinden sein. Daher schlage ich eine differenzierte, sinnvollere Antwort vor:

Die Chronaxie und die Rheobase werden verwendet, um über definierte Abschnitte die Kontinuität zu überprüfen, z.B. zur Kontrolle des Verlaufs von Muskellähmungen und in der Nervenfunktionsdiagnostik,

wobei Fibrillationen einzelner Muskelfasern, welche nicht sichtbar – aber messbar sind, als Parameter verwendet werden. Anderenfalls, also bei Handhabung wie im Praktikum, in dem lediglich darauf geachtet wird, ob nach erfolgtem Reizversuch eine Zuckung des Daumens zu beobachten ist, wäre die Chronaxie ja völlig sinnlos, denn ein Proband bei vollem Bewußtsein kann bei gegebener Kontinuität, und nur dann, natürlich den Daumen auch willkürlich flektieren.
Bei einer Prfung hörte ich jedenfalls von jemandem, der es eigentlich wissen sollte, dass die Rheobase ein völlig ungenauer Wert sei, und, dass man über die Chronaxie keine Aussagen bezüglich Erregbarkeit machen könne, sondern dass diese lediglich zur Prüfung der Kontinuität dient.
Eigentlich hatte ich vor, Ihnen noch ein paar außergewöhnliche Begebenheiten aus den Physiologischen Üungen des Wiener Institutes für Physiologie zu erzählen, doch ein seltsames Phänomen macht es mir unmöglich. Kaum will ich einen Satz zu Papier bringen, überfällt mich eine furchtbare Sprachlosigkeit. Deshalb habe ich mich entschlossen, anstatt dessen ein kurzes Drama zum besten zu geben, bevor diese Frage mit Bemerkungen zum allgemeinen Einsatz von elektrischen Strom in der Medizin abgeschlossen wird, siehe “La Hodda, Prinz von Practica”.

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8 Weitere Beispiele für mögliche Applikationen von elektrischen Strom; Stromunfälle

Jedem, der Hand an ein elektrisches oder elektronisches Gerät legt, sollte geläufig sein, dass einerseits PDC = U*I und andererseits ist die Wirkleistung von Wechselstrom PAC = Ueff * Ieff * cos f
Wer aber negative Ladungen bzw. Strom appliziert, der ist geradezu verpflichtet, sich diese Formeln einzuprägen, will er nicht fahrlässig handeln. Weiters scheint mir folgendes Zitat aus (2) unbedingt wissenswert zu sein:
“Die Reizwirkung des elektrischen Stromes führt, besonders bei höheren Spannungen, zu Stromunfällen. Wesentlich ist dabei, wieviel Strom durch den Körper fließt. Bei gegebener Spannung ist die Stromstärke um so höher, je geringer der Widerstand ist. Eine feuchte und daher gut leitende Haut oder bloße Füße sind daher beim Berühren elektrischer Einrichtungen besonders gefährlich (Badezimmer!). Während Gleichstrom fast nur beim Ein- und Ausschalten als Reiz wirkt, kann niederfrequenter Wechselstrom (z.B. Lichtnetz, 50 Hz u.a., zu tödlichem Herzflimmern führen. Hochfrequente Wechselströme (15 kHz) können Nerven und Muskeln nicht mehr depolarisieren; sie erwärmen aber das Gewebe, was therapeutisch bei der Diathermie ausgentzt wird.”

Achtung: Zwischen dem Ein- und Ausschalten von Gleichstrom wirkt dieser zwar nicht als Reiz, ist aber keinesfalls wirkungslos . Ebenso ist zu beachten, dass zwischen Erwärmung und Verbrennung nur ein gradueller Unterschied liegt. p Bei kleineren Stromstärken entsteht schon Joule’sche Wärme und bei größeren Stromdichten kommt es zu elektrolytischen Zersetzungen, zur Zerstörung von Geweben und Blut, und außerdem zu starker Funkenbildung (Gleichstrom).
Bei AC kann man für f < 0,1 Hz die einzelnen Perioden fühlen – stechender Schmerz an der Grenze zwischen Gewebe und Elektrode (Elektrolyse).
Bei f > 10 Hz können erregbare Gewebe gut stimuliert werden, wobei aber mit zunehmender Frequenz die Erregbarkeitsschwelle abnimmt
(wichtig für die f der Rechteckimpulse des Reizstromes).
Bei f > 10 kHz wird hs. Wärmeentwicklung beobachtet. Manche Autoren halten Stromdichten < 1 A cm- für ungefährlich, wobei erwähnt wird, dass die Wirkung aber frequenzabhängig ist;
Als gefährlich werden Stromdichten > 100 A cm- bzw. E > 100 mV cm- angegeben (Aussagen über den Applikationsort werden dabei freilich nicht gemacht). Bei Operationen genügen jedenfalls isolierte, stromführende Kabelschlingen, um im guten Leiter “Blut” Strom zu induzieren, der eine Gefahr darstellen kann. Andererseits wird im Praktikum mit einigen mA gereizt, wobei die Elektrodenfläche sicher nicht > 1 cm ist.
Abgesehen von der Schmerzbekämpfung und von der Diathermie, bei der AC 0,5 MHz bis 1 MHz verwendet wird, kommt elektrischer Strom z.B. auch zur Defibrillation (einige A) zur Applikation; siehe hierzu auch “vulnerable Periode – Frage EKG”. Weiters findet man Applikationen von Rechteckstrom (Reizfrequenz ca. 100 Hz) bei sog. “Bodystyler-Geräten”, welche zum Muskelaufbau und zum Fettabbau verwendet werden.

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Zwischenfragen

  • Nennen Sie den Zeitbereich, in welchem eine Reizauslösung möglich ist?
  • Zeichnen Sie ein I/t-Diagramm!
  • Wozu dient die Chronaxie?
  • Für welche Gewebe sind Rheobase und Chronaxie bestimmbar?
  • Wie und warum wird ein AP fortgeleitet?
  • Was ist ein “current sink”?
  • Wie ist ein EPSP mit einem AP verbunden?
  • Fragen zum Thema “Rheobase, Chronaxie” sind übrigens am Physiologischen Institut Wien – und wahrscheinlich nur dort – sehr beliebt und werden häufig bei Prüfungen gestellt.

 

Weblinks zu Na reizend: Rheobase, Chronaxie:
Rheobase auf Wikipedia
Chronaxie auf Wikipedia
Die Einwirkung des Trainings auf die motorische Chronaxie
Über den Verlauf der Reizzeit-Spannungskurve des motorischen Froschnerven
Reizzeit- Spannungskurve

2) Entstehung und Fortleitung eines Aktionspotentials

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Ein in einem Axon fortgeleitetes AP dient der Informationsweiterleitung an andere Neurone und Muskelzellen. Die Energiequelle für ein AP und ganz besonders auch für die Fortleitung des AP steckt bereits im EM (aufgeladener Kondensator).

1 Enstehungsort eines AP

Ein AP kann zum Beispiel entstehen:
)
am Axonhügel von Nervenzellen durch räumliche und zeitliche Summation von EPSP und IPSP, die sich von der postsynaptischen Membran elektrotonisch zum Axonhgel ausbreiten.
Die Bezeichnung “ Ausbreitung” wird übrigens für einen passiven, elektrotonischen Vorgang, “ Fortleitung” für einen aktiven Fortleitungsmechanismus und “ Überleitung” für die Übertragung an Synapsen verwendet.
) am ersten Schnürring, generiert durch das Receptorpotential (Frage 26).
) durch elektrische Depolarisation über extracelluläre Elektroden (Praktikum, Frage 3 und 4).
Unter Depolarisation versteht man eine Abweichung des EM in positive Richtung, unter Repolarisation eine Rückführung zum EM, und Hyperpolarisation ist eine Abweichung des EM in negative Richtung.

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2 Auslösung eines AP’s – Schwelle

Wird eine Membran z.B. am Axonhgel durch räumliche und zeitliche Summation von EPSP und IPSP zur Schwelle, “firing level“, depolarisiert, so kann dort ein AP ausgelöst werden. Wenn die Schwelle über das Präpotential erreicht wird, kommt es schlagartig zu einer Änderung von g Na; es kommt zu einem

selbsttätigen,

   
 

fortschreitenden

 
   

Ladungsabbau

der auch Erregung genannt wird.
Da die Auslösungsursache und Häufigkeit (abgesehen von einer Auslösung in der relativen Refraktärphase) keinen wesentlichen Einfluss auf die Amplitude des AP hat, wird die Konstanz des AP auch als “Alles-oder-Nichts-Gesetz” der Erregung bezeichnet.
Bis zu einem gewissen Grad (einige mV) kann man eine Membran depolarisieren und ihr Verhalten bleibt dabei passiv; das heißt, wenn man die Reizelektroden umpolt (oder durch IPSP), so ergibt sich eine spiegelbildlich gleiche Hyperpolarisation. Es handelt sich um eine elektrotonische Depolarisation, wobei die Depolarisation dem Reiz proportional ist.
Abbildung 4: Lokale Erregung

Ab einer bestimmten, noch geringen Depolarisation kommt es zur lokalen Antwort, bei der, der Na+-Einstrom kurzfristig den K+-Ausstrom überwiegt;
es ergibt sich keine symmetrische Hyperpolarisation bei umgepoltem Reizstrom. Es handelt sich hier um eine lokale, ortsgebundene “Erregung”, die nicht fortgeleitet wird (Erregung ist nicht ganz korrekt, aber es sind bereits geringe aktive Prozesse beteiligt). Nur elektrotonische, passive Ausbreitung ist möglich.
Ab der Schwelle kommt es zu der selbsttätigen, fortschreitenden Entladung, dem AP.
Nur das AP wird aktiv fortgeleitet!
Ein elektrotonisches Potential und eine lokale Antwort können sich lediglich passiv ausbreiten, wobei Verluste auftreten – die Amplitude verringert sich.
Bei der aktiven Fortleitung eines AP hingegen bleibt sie praktisch gleich.

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3 Zeitlicher Verlauf eines AP

Diagramm 1: AP-Verlauf

Das AP setzt sich nach der Depolarisation zur Schwelle (-50 mV bis -60 mV) mit einer schnellen Aufstrichphase (ca. 0,2 bis 0,5 ms) fort, wobei die Membran die Polarisation verliert; daher auch Depolarisationsphase des AP.
Das Membranpotential wird dann sogar kurz positiv – und zwar in der Überschussphase (overshoot) und kehrt dann in der Repolarisationsphase zum EM zurck.
Depolarisiert wird die Membran durch einen schnellen Na+-Einstrom und repolarisiert wird sie durch einen langsameren K+-Ausstrom.

An der Schwelle ändert sich g Na+ und Na+ strömt wegen des elektrischen und chemischen Konzentrationsgradienten in die Zelle ein. Dadurch wird das EM positiver; es wird abgebaut; der Membrankondensator entlädt sich völlig. Wenn das EM positiver wird, bewirkt dies, dass die g K+ erhöht wird und K+ strömt (da jetzt der elektrische Gradient gering, der chemische Konzentrationsgradient aber sehr groß ist) aus der Zelle aus. Kehrt g K+ nicht schnell genug zum Ausgangswert zurck, so nähert sich das EM dem EK an und es kommt zu einem kurzen hyperpolarisierenden Nachpotential. Für längere hyperpolarisierende Nachpotentiale wird eine elektrogene Na-Pumpe verantwortlich gemacht. Beim Skelettmuskel kommt es z.B. in der letzten Phase der Repolarisation zu einer Verlangsamung, die als positives Nachpotential bezeichnet wird. Im folgenden ein paar Skizzen zu verschiedenen AP, die lediglich zum Vergleich dienen; nähere Angaben finden sie unter den jeweiligen Fragen:

Beim Schrittmacherpotential ist das LDP (Langsames Diastolisches Potential) und das MDP (Maximales Diastolisches Potential) besonders zu beachten. Beim LPD weist die Steigung auf die Frequenz hin, mit der die AP ausgelöst werden.

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4 Refraktärphasen

Unmittelbar nach einer Depolarisationsphase eines AP, also wenn das EM noch nicht wieder erreicht ist, sind die Na-Kanäle nicht aktivierbar, wodurch es zu einer absoluten Refraktärphase kommt. Bei einer AP-Dauer von einer ms hat sich das Na+-System nach ca. 1-2 ms bereits etwas erholt, und es ist ein erneutes AP, allerdings mit geringerer Amplitude – relative Refraktärphase – auslösbar.
Nach ca. 4 ms ist das Na+- System wieder normal aktivierbar, und man kann ein normales AP auslösen. Die ungefähren Zeiten gelten für Nervenfasern; beim Herzmuskel liegen andere Verhältnisse vor. Wegen der langen APs findet man dort auch lange Refraktärphasen, welche dafür verantwortlich sind, dass das Herz nicht tetanisierbar ist.
Die theoretisch höchste Frequenz für des Myokards ist ca. 400/min;
für den AV-Knoten aber “nur” 230/min.
Die absolute Refraktärphase dauert bis zum Erreichen des EM an. Am Ende der Repolarisationsphase, wenn das EM wieder erreicht wird, folgt die relative Refraktärphase. Sie ist abhängig von etwaigen Nachpotentialen.
Die absolute Refraktärphase wirkt limitierend auf die Frequenz.
Na-Kanäle sind i.a. nur mit einer bestimmten Geschwindigkeit vom EM bzw. von einer Hyperpolarisation aus aktivierbar. Wesentlicher als die Geschwindigkeit ist aber das Ausgangspotential, von dem aus eine Erregung ausgelöst wird. Bei einer Erregung, die von -60 mV ihren Ausgang nimmt ist der Na+-Einstrom fast um die Hälfte kleiner, als bei einem Ausgangspotential von -100 mV.
Eine langsame Depolarisation zur Schwelle kann aber auch zu einer Inaktivation der Na-Kanäle und somit zur Unerregbarkeit der Membran führen.

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5 Elektrotonisches Potential (Elektrotonus) an langgestreckten Zellen

Folgendes ist nur im Bereich eines elektrotonischen Potentials gültig. Die Depolarisation muss also so gering sein, dass es zu keinem AP kommt: Die Membran verhält sich dabei passiv.
Eine solche elektrotonische Depolarisation findet man z.B. beim EPSP an der postsynaptischen Membran, wenn durch einen Transmitter die Leitfähigkeit für Na+ kurz geringfügig erhöht wird (g Na+ ). Nicht jedoch an der “Motorischen Endplatte“, denn das Endplattenpotential ist immer überschwellig -“Alles-oder-Nichts-Gesetz“.
Ein elektrotonisches Potential kann man auch durch Applikation von positiven Ladungen in eine Nervenzelle erreichen. Bringt man in die Zelle positive Ladungen ein, so verringert sich die negative Ladung und das EM wird positiver; d.h. der Membrankondensator wird entladen, was nur über einen Widerstand, der im Vergleich die zwei Kondensatorplatten, bzw. Pole des Kondensators verbindet, möglich ist. Man denke an das Praktikumsbeispiel in Physik – “Entladung eines Kondensators”. Grob schematisch kann man sich die elektrotonische Ausbreitung wie unten skizziert vorstellen:

Skizze 1: Elektrotonische Ausbreitung

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5.1.Vergleiche zwischen Memraneigenschaften und Verhältnissen am technischen Kondensator

Wenn wir einen Kondensator, aus stilistischen Gründen möchte ich ihn mit Elko bezeichnen, an eine – der Einfachheit wegen – Gleichstromquelle schließen, so wird sich der Kondensator aufladen. Nehmen wir an, dass, wenn unser Elko voll aufgeladen ist, zwischen seinen Polen eine Spannung von 95 mV vorliegt. Nun entfernen wir den Kondensator aus dem Stromkreis, so dass sich zwischen seinen Polen nur Luft befindet. Diese hat bekanntlich einen extrem hohen Widerstand, weshalb sich der Kondensator praktisch nicht entladen kann (zumindest nicht in einer relevanten Zeit).
Für die Membran – Kondensatorladung, die wir bei gegebenem EM finden, sind statt der Batterie, hs. die verschiedenen, potentialabhängigen Leitfähigkeiten, die verschiedenen Gleichgewichtspotentiale der Ionen (EIon) und die direkte Wirkung der Na-K-Pumpe verantwortlich.
Bei unserem Elko, den wir geladen aus dem Stromkreis genommen haben, ist zwischen den Polen nun ein derart hoher Widerstand (Luft), dass er seine Ladung beibehält.
An der Membran finden wir im Ruhezustand eine derart geringe Ionenleitfähigkeit g (Ion), die diesem hohen Widerstand an Elko entspricht (g = 1/R).
Daraus folgt, dass das EM erhalten bleibt. Wird nun an der postsynaptischen Membran durch einen Transmitter g Na+ kurze Zeit geringfügig erhöht, so resultiert ein EPSC, d.h. Na+ strömen ein (man kann statt dessen experimentell auch Kationen in die Zelle einbringen, also positiven Strom applizieren). Durch den EPSC wird das Membranpotential positiver, also depolarisiert.
An unserem Elko wäre diesem Vorgang das Verbinden der Pole mit einem großen, aber nicht mehr so extrem großen R wie Luft ihn aufweist, gleichzusetzen. Elko kann sich dann, da R groß ist, nur langsam entladen und wenn wir diesen Vorgang unterbrechen (an der Membran kommt der Unterbrechung die Wiederherstellung der ursprnglichen, extrem geringen g Na+ gleich), bleibt der Kondensator nun praktisch auf diesem “neuen” Niveau. Schließt man Elko nun wieder an unsere Stromquelle, so wird er sich, nun von diesem Niveau aus, erneut aufladen und man kann dann wieder die ursprngliche Spannung zwischen seinen Polen vorfinden. An der Membran wird dies durch die erhöhte g K+ und durch die Na-K-Pumpe bewirkt.
Durch das sich in positive Richtung bewegende Membranpotential steigt die g K+ bei Na+-Zufuhr oder K+ Applikation. EIon wird dadurch wieder hergestellt und das EM wird erreicht. Falls experimentell der Kationenstrom weiterhin kontinuierlich in die Zelle geleitet wird, so kann das Ausgangspotential aber nicht wieder hergestellt werden, sondern es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen eingebrachten und ausströmenden Kationen ein und das Membranpotential wird auf dem “neuen” Niveau gehalten.
Würde man Elko statt mit einem großen mit einem sehr kleinen R kurzschließen, so könnte er sich in sehr kurzer Zeit völlig entladen. An der Membran entspräche dies der schlagartigen Vergrößerung von g Na+, doch kommt dort bei einem AP ein weiterer Faktor hinzu, den man auch bei gröbster Vereinfachung nicht übergehen sollte, denn bei einem AP kann es ja zu einer Ladungsumkehr kommen, was bei einer Kondenstorentladung nicht ohne weiteres möglich ist (siehe Punkt 2.6).
Der Potentialverlauf, dem der EPSC zugrundeliegt und der auch bei einer Kondenstorentladung zu beobachten ist, (im Diagramm “Potentialverlauf” oben rechts von D) wird elektrotonisches Potential oder Elektrotonus genannt.

Diagramm 2: Potentialverlauf

Dieses elektrotonische Potential, betrachten wir es nun einmal isoliert, nimmt im gleichen Ausmaß zu wie das Membranpotential abnimmt, d.h. es entspricht der De-Polarisierung.
Charakteristisch und von wesentlicher Bedeutung ist der exponentielle Verlauf des Potentials, dem der kapazitive Strom zugrunde liegt. Der Exponent, sagen die Physiker, ist dabei -t/t. Bei t (tau) handelt es sich um die sogenannte Membranzeitkonstante, wobei t = R.C
Die Membranzeitkonstante (t) ist das Produkt aus Membranwiderstand mal Membrankapazität.
Bei großem t, z.B. wegen eines großen R, kann sich ein Kondensator nur langsam auf- bzw. entladen und man findet ein flach verlaufendes elektrotonisches Potential.
Für die Spannung Uc, die zur Zeit t an einem Kondensator anliegt, gilt

Gleichung 7: Spannung zur Zeit t

dabei stellt I0 R e -1t/RC den zeitlichen Verlauf des an R auftretenden Spannungsabfalls dar.
Für den Entladevorgang kann man daher an Elko zur Zeit t die Spannung Uc finden, mit:

Um t festzustellen wird sie bei 37% der Amplitude der Entladekurve abgelesen. Dies ist möglich, da für t ist t der Exponent zu -1 wird. Es ergibt sich daraus e-1 = 1/e = ,718 = 0.36791758646063 0,37; d.h. Uc = U0 * 0,37; deshalb kann t bei 37 % der Amplitude abgelesen werden; (e = Euler’sche Zahl, die Basis von ln).
Diagramm 3: Membranzeitkonstante

Das Diagramm zeigt den Verlauf eines elektrotonischen Potentials an der Zellmembran bei gleichbleibender, geringer, kontinuierlicher Kationen – Applikation (U könnte z.B. 5 mV sein, 100% wären z.B. -95 mV und 0% -90 mV), bzw. die Entladekurve eines Kondensators, mit eingezeichneter (Membran-) Zeitkonstante.
Durch die Störung des Ionengleichgewichts (Zufuhr pos. Ldg.)beginnt allmählich K+ aus der Zelle auszuströmen, und bald fließen gleich viele pos. Ladungen aus der Zelle wie zugeführt werden. Das bedeutet, der Membrankondensator entlädt sich ständig langsamer, bis gleich viele Ionen bidirektional fließen, dann bleibt er auf diesem Niveau und wird nicht weiter entladen; anders bei einem AP; hier muss der depolarisierende Na+-Einstrom den K+-Ausstrom und die Na-K-Pumpen-Aktivität überwiegen, so dass die Schwelle erreicht werden kann und es infolge dessen zu einer selbsttätig fortschreitenden Entladung kommen kann.
Je nach Zelle kann t Werte zwischen 5 und 50 ms annehmen;
im Beispiel oben ist t (tau) 18 ms;
d. h. nach 18 ms ist die Amplitude auf 37 % verringert.
Wird nun an einer definierten Stelle an der postsynaptischen Membran die g Na+ erhöht, so wird sich der Membrankondensator zuerst in unmittelbarer Umgebung entladen. Dann aber breitet sich das elektrotonische Potential unter Verlust (siehe current sink – current – source – Modell) entlang der Membran aus, um in entfernteren Gebieten den Membrankondensator (nun natürlich weniger) zu entladen. Dabei ist ein Längswiderstand zu überwinden, wodurch das elektrotonische Potential flacher wird (abnimmt). Je größer dieser Längswiderstand (in der Membranlängskonstante enthalten) ist, um so langsamer wird sich der Membrankondensator entladen. Wegen des Verlustes muss sich natürlich auch die Amplitude des elektrotonischen Potentials mit zunehmender Entfernung verkleinern. Diese Verkleinerung mit dem Abstand s, wie könnte es anders sein, folgt wieder einer exponentiellen Funktion, wobei der Exponent -s/l ist. l wird dabei als Membranlängskonstante bezeichnet.
Noch einmal: Da sich ein elektrotonisches Potential unter Verlust ausbreitet (keine aktive Fortleitung!), fällt die Amplitude mit zunehmendem Abstand (s) vom Reizort bzw. Ausgangspunkt exponentiell ab; der Exponent ist -s/l. Nach einem l ist die Amplitude des elektrotonischen Potentials also um 63% abgefallen, nach zwei l schon um 86% usw.
Die Membranlängskonstante ist der Leitungsgeschwindigkeit proportional und dem inneren Membranwiderstand umgekehrt proportional. Elektrotonische Potentiale sind am Nerv also höchstens in cm – Entfernung vom Ursprung meßbar. Darüber hinaus werden sie auch noch durch die Na-K-Pumpe verkleinert.

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6 Current sink – current source Modell

Current sink – current source – Modell: Stromsenke und Stromquelle;
jeder Strom (auch die Donau) fließt von einer Strom – Quelle zu einer Strom – Senke.
“The current sink” zieht positive Ladungen ab;
“the current source” stellt sie
zwangsweise zur Verfügung.
Durch den Na+-Einstrom wird das EM kurz umgepolt, wofür man im Schema eine negative Ladung an der Membranaußenseite zeichnen kann. Durch die außen fehlenden pos. Ladungen an der Stelle des AP und durch den geänderten Potentialgradienten entlang der Membranaußenseite, werden aus der Umgebung, an der Membranaußenseite, pos. Ladungen abgezogen. In der Skizze müssen sie daher an dieser Stelle (current sink) verdünnt eingezeichnet werden. An der Membraninnenseite finden sich an der Stelle des AP die eingeströmten pos. Ladungen. Da sich gleiche Ladungen abstoßen und ungleiche anziehen, wird wieder ein current source und ein current sink, nun aber an der Membraninnenseite, entstehen.
Die positiven Ladungen fließen bzw. übertragen den Impuls auf andere pos. Ladungen in Richtung des current sinks, also weg von der Stelle des Einstroms. Dabei wird die Membran etwas depolarisiert (man betrachte nun wieder den Potentialgradienten über die Membran; Außenseite – Innenseite) und dadurch werden pos. Ladungen (K+) durch die Membran nach außen sickern (Verlust), da nach geringer Depolarisation ja K+ ausströmen, wie beim “Elektrotonus” und bei der Frage “Das Ruhemembranpotential” erörtert wurde. Die Membran wird neben der Stelle des Na+-Einstroms elektrotonisch depolarisiert und zwar durch den Na+-Abzug außen und der Na+-Ansammlung, bzw. Verteilung, innen. Wird dabei die Schwelle erreicht, und dies ist normal bei einem fortgeleiteten AP der Fall, so kommt es an den Na-Kanälen der Umgebung, an der die Schwelle erreicht wurde ebenfalls zum Einstrom, das AP wird also fortgeleitet. Wegen der Refraktärphase ist dies nur mehr in eine Richtung möglich, denn wo vorher der Impuls war, ist ja nun die Membran kurz unerregbar (Inaktivation der Na-Kanäle; noch erhöhte g K+). Die Wiederherstellung der Ionengradienten durch die Na-K-Pumpe ist für das einzelne AP unwesentlich.

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7 Verhältnisse während der AP-Fortleitung

Abbildung 5: AP-Fortleitung

Zwischen X und Z ist die Membran voll erregt; bei einer AP-Dauer von 1 ms müßte ein AP (auch ein Summenpotential) daher 10 cm lang sein, wenn die NLG 100 m/s beträgt; siehe Frage “NLG”. Zwischen X und Z überwiegt der Einstrom positiver Ladungen, die dann in beide Richtungen im Faserinneren abfließen, bzw. abgezogen werden.
Der a+-Strom wird an der Membranaußenseite abgezogen und verteilt sich an der Membraninnenseite, wodurch die Membran elektrotonisch depolarisiert wird. Dabei wird das EM positiver, wodurch die g K+ erhöht wird. Dadurch kommt es zu dem Verlust der elektrotonischen Ausbreitung (K+-Ausstrom).
Die Stromquelle für die Na+-Verteilung liegt im erregten Bezirk der Membraninnenseite. Die Anfangsphase des AP ist also hs. elektrotonisch bestimmt und die Fortleitungsgeschwindigkeit ist daher v. a. von t und l abhängig. Der Ausstrom hinter dem AP kann die Membran nicht zur Schwelle depolarisieren, da g K+ noch erhöht ist und weil die Na-Kanäle noch inaktivierbar sind (absolute Refraktärphase). Der Membranstrom (IM) ist die Grundlage für extracelluläre Ableitungen.
Die Elektroden messen die Stromdichte in der ECF, es werden daher dem IM proportionale triphasische spikes gemessen.
Beim fortgeleiteten AP fließt an der Spitze des AP (also wenn die Amplitude erreicht ist) noch ein starker Na+-Strom einwärts.
Dieser Strom ist für die elektrotonische Ausbreitung erforderlich.
) An markhaltigen Nerven breitet sich das AP saltatorisch – vom Ranvier’schen Schnürring zu Schnürring aus, wobei es an jedem Schnürring zu einen Na+-Einstrom kommt.
Daher bleibt die Amplitude während der Fortleitung über die gesamte Länge eines Axons praktisch gleich groß. An den Ranvier’schen Schnürringen liegen die Na-Kanäle besonders dicht. Der Membranwiderstand ist durch die Myelinscheide erhöht, wodurch die elektrotonische Ausbreitung besonders weit ausgreifen kann.
Da bei der elektrotonischen Ausbreitung nicht alle Ladungen jedesmal von der Quelle zur Senke fließen müssen, sondern ein Impuls weitergegeben werden kann (Ladungen im elektrischen Feld), findet die Ausbreitung über die Internodien ohne Zeitverlust statt. Die saltatorische Fortleitung eines AP läuft daher besonders schnell ab.
(Vergleich: wenn Sie eine entfernte Lampe einschalten, so wird diese sofort leuchten, obwohl die Elektronen z.B. erst einige cm weit durch das Potential getrieben wurden).

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8 Impulsserien durch langandauernde Depolarisation

In Nervenfasern werden nur AP aktiv fortgeleitet.
D.h., man spricht nur dann von einem AP, wenn der Na+-Einstrom ausreichend ist, um an den nächsten Na-Kanälen (z.B. am nächsten Schnürring) das EM bis zur Schwelle zu depolarisieren – sonst handelt es sich um eine lokale Erregung und nicht um ein AP. Die Frequenz enthält dabei die Information. An Sensoren und Nervenzellensomata (postsynaptische Membran – Axonhgel) summieren sich die synaptischen elektrotonischen Potentiale auf und werden zur Informationsweiterleitung in AP-Frequenzen codiert.
Wird z.B. mit 1 mA dauerdepolarisiert, so kommt es zu einer AP-Frequenz von ca. 4 Hz;
verwendet man 2 mA zur Dauerdepolarisation, so kommt es zu einer rhythmischen AP-Frequenz von ca. 7 Hz.
Die Anstiegssteilheit des Präpotentials(abhängig von R.C, also von t) ist ausschlaggebend für die Frequenz.
Durch Adaption kommt es zu einer langsamen Abnahme der Frequenz bei gleichbleibendem Reizstrom. Auf Dauerdepolarisation folgt also eine AP-Serie, wobei u.a. die Steilheit des Präpotentials die Frequenz bestimmt. Die Steilheit ist z.B. abhängig von der räumlichen und zeitl. Summation, von der Größe der EPSP und IPSP und deren Verhältnis.
Auch das verzögerte Anschalten des repolarisierenden K+-Ausstroms kann nach der Repolarisation wieder eine Depolarisation zur Schwelle bewirken und so eine rhythmische AP-Serie ermöglichen.
Ein verzögertes Abschalten hingegen bewirkt eine Hyperpolarisation und damit eine Erniedrigung der Frequenz. Bei der Umcodierung sind aber auch andere K+-Kanaltypen beteiligt. Ein K+-Ausstrom, der durch Depolarisation schnell inaktiviert wird, – wie der Na+-Einstrom – und erst wieder nach kurzer Hyperpolarisation aktiviert wird, verhindert so eine schnelle Depolarisation und wirkt damit auch vermindernd auf die Frequenz ein. Siehe auch “Schrittmacherzellen des Sinusknotens”.
Normal bewirkt eine Erhöhung der g K+ einen K+-Ausstrom, wodurch das Membranpotential negativer wird.
Bei der elektrotonischen Ausbreitung verteilen sich die eingeströmten pos. Ladungen an der Membraninnenseite, wodurch das Membranpotential positiver wird (also elektrotonisch depolarisiert wird) und daher können K-Ionen nach außen sickern (Verlust).
Es sei hier auch noch angemerkt, dass durch Lokalanästhetica oder Tetrodotoxin die Na-Kanäle blockiert werden können, wodurch die Fortleitung eines AP verhindert werden kann.

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9 Zwischenfragen:

  • Zeichnen sie einen AP-Verlauf auf!
  • Wie wird das firing level erreicht?
  • Wo liegt in etwa die Zndschwelle?
  • Warum kommt es zum Na+-Einstrom?
  • Wie erfolgt die Aktivation der Na-Kanäle?
  • Was wissen Sie über elektrische und chemische Konzentrationsgradienten?
  • Erklären Sie die Leitfähigkeiten ( g Na+ und g K+)!
  • Was folgt dem overshoot?
  • Wie wird die Repolarisation eingeleitet?
  • Warum kommt es zu einem K+-Ausstrom?
  • Was ist ber die Dauer von APs zu sagen?
  • Was ist die absolute, und was die relative Refraktärphase?
  • Wie wird ein AP fortgeleitet?

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10 Weblinks:

Ein sehr schönes und meiner Meinung gutes pdf, dass Google mit https://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ved=0CCkQFjAB&url=https%3A%2F%2Fwww.neurobiologie.fu-berlin.de%2Fmenu%2Flectures-courses%2Fwinter-0708%2F23%2520118%2520Grundkurs%2FErregungsleitung_Synapsen0708_1Nov_compressed.pdf&ei=KPTIU4q0LobMOZ7lgLAM&usg=AFQjCNHfEQY4Uv2_RH15Bxh913qgUi0NLA&sig2=qLEodGsS_xBpwypD5hkCgQ&bvm=bv.71198958,d.ZWU findet. Also offensichtlich von https://www.neurobiologie.fu-berlin.de/ stammt, aber leider keine Angabe über Urheber, Autor und Lizenzrecht beinhaltet.
conduction membrane potential (pub Med Suche)
YouTube Video (Aktionspotential- Weiterleitung):



Die bearbeiteten Prüfungsfragen sind jetzt auch als Kindle Buch erhältlich.
Falls Interesse besteht, werde ich die Fragen neue überarbeiten und ergänzen. Daher freute ich mich besonders über Kritik, Anregungen, Ergänzungen und vor allem weitere Zwischenfragen, wie sie tatsächlich bei Prüfungen gestellt werden, bei den jeweiligen Fragen im Kommentarbereich.

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