Ich dacht ich hätte das Video schon einmal eingestellt, finde es aber leider nicht mehr, daher nun mit den richtigen “tags” und in der richtigen Kategorie noch einmal:
Warum schreibe ich einen Artikel (mache mir Notizen) über Cheng Manching (Zheng Manqing)? Weil ich bei Nikolaus Deistler im Shambhala Tai Chi bzw. die Kurzform lerne. Genauer gesagt die 37er Kurzform nach Cheng Manching.
Zu Nikolaus Deistler liest man auf der Homepage von Shambhala:
Seit der Jugendzeit Beschäftigung mit fernöstlichen Kampfkünsten.
Taijiquan und Qigong seit 1991. 1993- 00 bei Franz P. Redl, 1997- 08 bei Patrick Kelly.
Seit 2004 Taijiquan und Baihequan mit James Lau K. King (Malaysia).
Seit 2006 Taiji Tanglangquan (Ursprünglicher Gottesanbeterinnen Stil) mit Zhou Zhendong in China…..
und auf Taijiquan ist eine Lebens- und Kampfkunst liest man:
…..
Im Shambhala sind wir dem System von Meister Huang Xingxian (1910-1992) verpflichtet. Dieses System besteht im Grunde aus drei verschiedenen Stilen. Während seiner Jugend lernte Huang das Baihequan, den daoistischen Stil des weißen Kranichs seiner Heimat Fujian, gemeinsam mit dem Luohanstil, einem sehr alten Shaolinstil. Später erlernte er Taijiquan von Zheng Manqing. Huang Xingxian verstand es, alle drei Stile zu einem einzigartigen System zusammenzufügen und so neue Synergien zu nutzen.
Meister Huang Xingxian bzw. Huang Sheng-Shyan, 黃性賢, Huang Hsing-hsien (WG) or Huáng Xìngxián (py) war seinerseits Schüler von Cheng Manching.
Cheng Manching wiederum war Schüler von Yang Chengfu. Der wiederum war ein indirekter Schüler vom Begründer des Yang Stils, von Yang Lu-ch’an, der von der Chen Familie lernte (Chen Changxing).
Ein ganz schön langer Weg, von Zhang Sanfeng bis zu mir. 😉
Hier soll erwähnt sein, dass zwar die 37er Kurzform von Cheng Manching und auch die 24er Form der Chinesischen Sport Kommission vom Yang Style (Yang Chengfu) abgeleitet wurden, aber die heutigen Lehrer der Yang Familie beide Formen nicht als Yang Style anerkennen und eine eigene Kurzform entwickelt haben, siehe 49-form Yang family tai chi chuan.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Grundlagen für die 5 bekanntesten Familienstile gelegt. In Erweiterung liste ich daher 7 weit verbreitete und bekannte Tai Chi Stile auf (es gibt mehr; Familienstile): 1.) Chen-Stil (chin. 陳氏) im „alten Rahmen“ (Da Lao Jia) nach Chen Changxing (1771-1853), nach Chen Qingping im „neuen Rahmen“ (Da Xin Jia) (1795-1868) oder im „kleinen Rahmen“ (Xiao Jia) (~1950 Dorf Chen) 2.) Yang-Stil (chin. 楊氏, yángshì) nach Yang Luchan; im „großen Rahmen“ nach Yang Chengfu (1883-1936) oder im „kleinen Rahmen“ nach Yang Banhou (1837-1892) 3.) Wu/Hao-Stil (chin. 武(/郝)氏, wǔ(/hǎo)shì) nach Wu Yuxiang (1812-1880) 4.) Wu-Stil (chin. 吳氏, wúshì) nach Quanyou (1834-1902) und Sohn Wu Jianquan (1870-1942) 5.) Sun-Stil (chin. 孫氏) nach Sun Lutang (1861-1932)
und als sechsten Stil rechne ich die weit verbreiteten und beliebten 6) Wudang Tai Chi Chuan nach Cheng Tin Hung (*1930 – †2005) 7.) Moderne Formen abstammend vom Yang Stil; Yang Chengfu 楊澄甫
7 a) 37er Kurzform nach Zhèng Mànqīng 鄭曼青 1901-1975
7 b) Beijing 24 Form nach Chinesischer Sport Kommission 1956
7 c) 42 Competition Form (Wushu competition form combined from Sun, Wu, Chen, and Yang style; 1989)
Zhèng Mànqīng (chin. 鄭曼青, W.-G. Cheng Man-ch’ing, * 1901; † 26. März 1975) war ein chinesischer Taijiquanmeister, Künstler und Arzt. Er ist bekannt dafür, dass er der erste Lehrer war, der Taijiquan im Westen verbreitet hat.
Zheng Manqing war von 1928 bis 1935 ein Schüler von Meister Yang Chengfu im Yang-Stil des Taijiquan. Bis zum Jahre 1946 entwickelte er aus den 108 Stellungen des Yang-Stils eine stark vereinfachte Kurzform in 37 Bildern. Nach der Übernahme der Macht der Kommunisten in China im Jahr 1949 floh er nach Taiwan, wo er als Lehrer arbeitete. 1964 ging er nach New York City, wo er viele Anhänger fand und als einer der ersten asiatischen Lehrer überhaupt das Taijiquan mittels dieser vereinfachten Form an westliche Schüler weitervermittelte.
In seinem Unterricht legte Zheng Manqing besonderen Wert auf die Einhaltung der Prinzipien des Yang-Stil Taijiquan sowie auf die Überprüfbarkeit der Fähigkeiten seiner Schüler durch das Tuishou oder “Push Hands”, einer der Partnerübungen des Taiji, die in vielen westlichen Schulen bis heute vernachlässigt oder gar nicht unterrichtet wird. Zheng Manqings Fähigkeiten im Tuishou sind vielbeachtet und filmisch dokumentiert worden.
Er veröffentlichte verschiedene Bücher über seine Kurzform und die Prinzipien des Taijiquan, darüber hinaus schrieb er Bücher über Kunst, Medizin und Poesie.
Zheng Manqings Person und sein Stil geraten immer wieder in die Kritik. Seine Kurzform wird von der offiziellen Yang-Familienlinie nicht anerkannt. Anhänger seiner Person und seines Stils vertreten die Meinung, dass „gutes Taijiquan“ nur durch überprüfbare Fähigkeiten (wie z.B. im Tuishou) bewiesen werden könne und die Form nur „die Angel, um den Fisch zu fangen“ ist, also das Mittel zum Zweck, die Prinzipien des Taijiquan zu verstehen und umsetzen zu können.
Der letzte Absatz gefällt mir besonders und obwohl ich es nicht beurteilen kann, bin ich trozdem der Meinung, dass Tuishou bzw. Push hands eine geeignete Methode ist, um Tai Chi Fähigkeiten zu verifizieren.
Das Video “Chen Manching Yang taichi shot form (full set)” ist zwar technisch in schlechter Qualität, dafür ist die Qualität der Demonstration um so besser:
Zum Vergleich die Yang Kurzform 49-form
bzw. Yang Jun – Traditional Yang Style Tai Chi Chuan 49
Es freut mich, dass es auch kritische Stimmen gibt, die alles ganz genau wissen wollen und nicht vor Respekt blind werden. Das ändert natürlich nichts daran, dass mir Cheng Man Ching ein Vorbild ist. Ganz im Gegenteil wird er mir dadurch noch sympathischer und es ergeben sich dadurch neue Fragen und Rätsel. Auch die Kommentare sind lesenswert.
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=J02ryTop7V8 [/youtube]
Ebenfalls recht interessant:
Cheng Man Ching discusses Chi
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=r0tLYajHBm8[/youtube]
Heute möchte ich auf einen Artikel (Englisch) von Don Ethan Miller hinweisen:
I have recently had the good fortune to spend several hundred hours with Cheng Man Ching, the great Tai Chi teacher and “Master of Five Excellences.” Not in person of course (Cheng died in 1975), but while editing 6 or 7 hours of previously-unreleased footage of Prof. Cheng, shot in the late 1960s at his Shr Jung school in New York City. The tapes show Cheng teaching form, sword, pushing hands; fencing with his students; teaching calligraphy and flower arranging; answering questions, telling stories of his life in China. Although I have been studying Tai Chi for over 30 years, primarily from senior students of Cheng and others in his lineage/tradition (T.T.Liang, William Chen, Chern Chyu Kuan, Tao Ping-Siang), it is only from this intensive encounter with him through the tapes that I believe I have come to some deeper understanding of the method–and the man. ….
den Originalatikel weiterlesen auf “Its Not Magic, its True”: Cheng Man Ching And His Mehtod
Einleitend zitiere ich aus Tao-Te-King von Lao-Tse
Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Unergründlichen
Das Unergründliche, das man ergründen kann,
ist nicht das unergründbar Letzte.
Der Begriff, durch den man begreifen kann,
zeugt nicht vom Unbegreiflichen.
Im Unbegreiflichen liegt der Welt Beginn,
nennbar wird nur, was Gestalt gewinnt.
Daher gilt:
Das Wesen erschaut,
wer wunschlos zum Herzen der Dinge strebt;
Gestalten nur sieht, wer begehrlich am Sinnlichen klebt.
Wesen und Gestalt sind nur begrifflich gespalten,
geheimnisvoll bleibt ihrer Einheit Grund.
Diese Einheit ist das Geheimnis der Geheimnisse,
zu allem Unergründlichen erst das Tor.
Die 37er Form basiert auf der langen 108er Form im Yang-Stil und geht auf Chen Man Ching (oder Zheng Manqing) zurück, der die Kunst des TAI CHI CHUAN selbst bei der berühmten Yang-Familie erlernte, siehe 37er – Form. Dort findet man auch ein pdf für die 37er Kurzform und für die Langform (108 Bilder).
Die 37er Form ist in 3 Abschnitte und 37 Figuren (Bilder, steps, Ablaufschritte) unterteilt Wiederholungen werden nicht gezählt, die übliche Zählweise der 37 Bilder ist hinter den jeweiligen Bildern aufgeführt, ich gebe sie der Übersichtlichkeit halber als Ordnungszahl vor der Bezeichnung an.
Auf Cheng Man-ch’ing findet man eine reiche Auswahl und da ich von 2 bis zu 4 Abschnitten alle möglichen Varianten an Nummerierungen und Zählungen gefunden habe, entschied ich mich für eine Anlehnung an
Yang Style Tai-Chi Chuan 37 (pdf)
Zheng Manqing’s 37 Step Tai Chi Short Form und
Die 37er – Form
Abgesehen davon erlerne ich diese Form auch in 3 Semestern, was den 3 Teilen gut entspricht.
鄭子太極拳 鄭曼青 Cheng Man Ching
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=8P-ZCG1ysDo&w=420&h=315]
Folgendes Buch kann ich als Schüler im Tai Chi Verein Shambhala besonders empfehlen:
Ich glaube, ich habe die Prinzipen schon mehrmals erwähnt, die Balance von Yin und Yang, die Vorstellungskraft (Yi) leitet die Lebensenergie (Qi) und dieses die Bewegung; die Umsetzung ermöglicht der „Herzgeist“(Xin) bzw. das Tiefenbewusstsein.
Die 10 Prinzipien es Taijiquan (Tai Chi Chuan) nach Yang Chen Fu:
1. Gerade aufgerichteter Kopf
2. Ruhe in der Bewegung
3. Schultern, Ellenbogen und Handgelenke senken
4. Brust senken und Rücken dehnen
5. In der Hüfte loslassen, Kreuz entspannen
6. Fülle und Leere unterscheiden
7. Das „Innere“ mit dem „Äußeren“ verbinden, vereinen
8. Jin Kraft (Vorstellungs-, Geisteskraft, innere Kraft) statt Körperkraft
9. Koordinieren von „unten“ und „oben“ des Körpers
10. Bewegung ohne Anfang und ohne Ende (ohne Unterbrechung)
Zum Abschluss noch ein Video: Tai chi Cheng Man Ching 37 Step short form
Notizen zu Open Source, Linux, Informatik, Physiologie, Umfragen, Tai Chi, Rezepte, Blumen und für mich Interessantes eben