Wird Ubuntu zum schlechteren Windows?

Bis jetzt bin ich ja nicht fertig geworden Ubuntu zu loben, aber seit dem “zickigen” Steinbock kommen mir erste Zweifel.
Es kursieren viele Witze über die Handhabung von Windows, das geht soweit, dass man Autobesitzern bei Problemen mit der Karre einen Neustart vorschlägt. Ja, früher habe ich mich auch gerne darüber lustig gemacht, aber seit immer öfter so kleine kreisförmige Pfeile als Symbol für “Neustart erforderlich” in Ubuntu auftauchen, kann ich nicht mehr darüber lachen. Ja, der Runlevel hat anscheinend ausgedient, da es ihn bei Windows ja auch nicht gibt. Also updates einspielen und Neustarten. Klappt ja meistens (meistens nicht immer), aber dazu brauche ich kein Linux, da kann ich gleich bei Windows bleiben, das ja meist schon vorinstalliert ist und mit Sicherheit jede Hardware unterstützt, ohne das man sich auf eine meist enttäuschende Treibersuche machen muss.

alte Umfrage: Geht Ubuntu Richtung Windows (3)
Nein (44%, 67 Votes)
Ja, Neustart ist peinlich (29%, 45 Votes)
Ja, Benutzerfreundlichkeit vor Stabilität (22%, 33 Votes)
Ja, wegen “alles” mit einem Mausklick (16%, 25 Votes)
Weder noch (8%, 13 Votes)
Ja, anderer Grund (6%, 9 Votes)
Nein, siehe Kommentar (2%, 3 Votes)
Total Voters: 153
Start Date: 14. Dezember 2008 @ 03:46

Neuauflage am 21.03.14
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Aber Neustarten ist nicht so schlimm, die meisten sind es ja von Windows her gewohnt. Nur wenn ich nach einem upgrade den neuesten Kernel (2.6.27) nicht benutzen kann, weil der eben auf einer dual AMD 64 Bit Architektur nicht läuft und mir seltsame Meldungen bringt, bevor er in panik gerät, ist das ärgerlich. Macht auch nichts, mit dem alten Kernel (2.6.16) funktioniert es ja.
Leider kommt es noch schlimmer, XFree86 war ja nicht gut genug, also nimmt man x.org.
An dieser Stelle möchte ich für Nichteingeweihte anbringen, dass die ganzen Distributionen wie Debian, Ubuntu, Suse, Fedora, Mandriva, …. nichts anderes tun, als Installationsroutinen zu erstellen und OpenSource Software aussuchen die sie verwenden. Die ganzen Distributionen verwenden den gleichen Kernel, das gleich Office die gleichen Bibliotheken, Programmiersprachen …. nur jede Distribution trifft eben eine andere Auswahl und soll dann für eine reibungslose Installation und Handhabung der ausgewählten Software sorgen.
Bei manchen Distributionen wird sehr sorgfältig getestet bevor eine Software in die stable Version aufgenommen wird, wodurch man nicht immer die neuesten Versionen der jeweiligen Anwendungen zur Verfügung gestellt bekommt. Andere Distributionen nehmen möglichst schnell immer die neuesten Versionen von (Webserver, Datenbanken, Treiber usw.) auf, wobei nicht ausreichend getestet werden kann und dann kommt es eben leichter zu Problemen.
Nun, Ubuntu hat einen schnellen Zyklus und obwohl es noch immer mein Lieblingssystem am Desktop (nur dort) ist, kommen mir langsam Zweifel, wenn ich etwas lese, wie Nie wieder xorg.conf: “Kugelsicheres” X in Ubuntu 7.10. Denn wenn sich dieser ausfallsichere Notmodus aufhängt, dann ist man erledigt und das grafische Konfigurationswerkzeug displayconfig-gtk kann natürlich nicht mehr funktionieren. Richtig ganz schlimm ist es meiner Meinung aber nur dann, wenn sich das System völlig an einen X-Server ausliefert, also wenn ich nicht mehr in die Konsole zurück komme und alles hängt. Damit ist ein ehemaliger Vorteil von UNIX-Derivaten aufgegeben und ich werde an Systeme oder besser gesagt Oberflächen wie Windows 95 erinnert. Seit NT und Windows 2000 war es auch kein wirklich großer Vorteil mehr. Aber wenn man nicht einmal mehr in die Konsole kommt, weil sich das System völlig an einen kugelsichern X-Server übergibt, den man nicht mehr konfigurieren kann, dann kommen mir leichte Zweifel auf.
Gut ich weiß wie ein blue screen aussieht und ich weiß auch wie ich den PC ausschalten und Neustarten kann, aber bei Linux ist mir ein hardwaremäßiges reset eher neu, außer ich hatte selbst Fehler gemacht. Das ist zwar schon oft genug vor gekommen, aber ich bin ja schließlich nur Anwender. Natürlich, wenn ich das Knöpfchen drücke (bin ja froh, dass ich noch nicht den Stecker ziehen muss) komme ich in die Konsole. Also was mache ich dort, denn ich zitiere XServer_einrichten

Bei der Entwicklung des Xservers versucht man seit einiger Zeit die /etc/X11/xorg.conf vollständig zu eliminieren. Das Ziel soll letztendlich sein, dass der Xserver sämtliche Peripherie, also Bildschirme, Beamer und Eingabegeräte selbstständig während der Laufzeit erkennt und einbindet. Seit Ubuntu Hardy Heron 8.04 merkt man hier erste Auswirkungen. Führt man sudo dpkg-reconfigure xserver-xorg aus, so wird man hier NUR noch nach der Konfiguration der Tastatur gefragt (XServer einrichten). Die Einrichtung der Maus und des Bildschirms erfolgen automatisch.

Toll, und wenn ich die angebotenen tools benutze
sudo dpkg-reconfigure xserver-xorg bekomme ich eine neue xorg.conf und die alte wird mir auch gespeichert. Danach muss ich wohl wieder versuchen den X-Server zu starten, denn der empfohlene Test führt nur zu einem “kein X-Server”. Ja und dann kommt wieder die nun schon typische Handbewegung zum Resetknopf.
Ok, natürlich kann man irgendwann die xorg.conf(5) man page finden und versuchen die xte xorg.conf manuell einzurichten. Viel Spaß dabei!
Die andere Möglichkeit, für Windows 95 Benutzer auch nichts neues, einfach neu aufsetzen. Zwei Ubuntu Installationen sind mir heute schief gegangen, aber ich vermute, dass es bei den meisten Distributionen ähnlich läuft mit dem kugelsicheren X-Server.
Ein enttäuschender Tag für mich, aber natürlich werde ich morgen wieder von vorne anfangen und dazu notiere ich mir noch ein paar Seiten, die ich mir vorher durchlesen werde:
X11 Configuration
The X Server Configuration HOWTO
Grafische System Xorg
Na da habe ich etwas tolles gefunden, wird mir sicher weiter helfen:

Seit Fedora Core 6 wird nur noch eine rudimentäre xorg.conf benötigt. Die meisten Einstellungen werden dabei direkt beim Start des X-Servers ausgelesen und gesetzt.
system-config-display –reconfig

sudo dpkg-reconfigure xserver-xorg (habe ich zwar schon ein paar mal erfolglos versucht, aber vielleicht klappt es morgen, denn da muss ich mir Zeit nehmen die logs zu studieren)
Debian SID für Dummies 😉
X-Konfiguration FAQ
What is XFree86 (wird mir nichts bringen, aber aus nostalgischen Gründen sehe ich auch einmal dort nach)
xorg (bringt gar nichts, da kann ich mir eine tar.gz holen statt einer Dokumentation)
Xserver – X Window System display server
xdm – X Display Manager with support for XDMCP, host chooser
xinit – X Window System initialize
startx – initialize an X session
X11
Ja und zu guter letzt finde ich XServer was ganz brauchbar aussieht, obwohl
.) manuell die Datei /etc/X11/xorg.conf editieren (siehe unten) – hat seit Gutsy Gibbon nur noch eingeschränkt Wirkung und die anderen Optionen habe ich schon versucht; wie soll ein gksudo displayconfig funktionieren, wenn ich keinen X-Server habe?
Vielleicht hatte ich die Pakete
* libgnome2-perl – für GNOME / GTK
* libqt-perl – für KDE / QT
nicht für sudo dpkg-reconfigure debconf ?
Ab Intrepid Ibex benutzt der XServer bereits im Auslieferungszustand HAL. Zum Einrichten muss man nichts weiter tun. (ich sehe das nicht so)
Option “AutoAddDevices” “false” werde ich versuchen.

Ach, jetzt, wo ich wahrscheinlich neu installieren muss fällt mir auf, dass ich der Standardeinstellung auch bei der Partitionierung am Leim gegangen bin und für Linux völlig atypsch, sondern Windows like, alles in einer Partition hatte. Toll, jetzt kann ich mir das “home” irgendwie sichern, vielleicht mit Hilfe von Windows, bevor ich neu installiere.

41 Gedanken zu „Wird Ubuntu zum schlechteren Windows?“

  1. @aNKh Absolut richtig: “ehemals”! Heute sieht es aber anders aus.
    @zappi Es war schon besser, das ist das traurige. Sch… Hudlerei und Druck, den früher keiner gebraucht hat im Linux-Lager. Das ist es ja was ich sage, Ubuntu will anscheinend ein schlechteres Windows werden und dann absahnen. Da ist nur mehr eines dahinter Geld, auch wenn man es noch nicht sieht, sonst würden sie mehr auf Qualität achten und nicht so sehr auf die Anzahl der Nutzer.

  2. Die 8.10 ist nicht unbedingt der beste Release den Ubuntu bis jetzt hatte. Merkt man auch an solchen Kleinigkeiten, dass für Ubuntu Studio bis jetzt kein neuer Realtime Kernel zu haben ist und ähnlichen Itches. Es kann nur besser werden. 🙂

  3. Ich kann die Kritik an Ubuntu mangels eigener Erfahrung nicht beurteilen, aber bitte bitte wirf nicht Ubuntu und Linux in einen Topf. Wenn eine Distribution wie Ubuntu Mist baut, dann hat das nahezu nichts mit Linux an sich zu tun. Als ändere bitte deine Umfrage von “Geht Linux Richtung Windows” in “Geht Ubuntu Richtung Windows”, das wäre korrekt.

    Zu X: Dieser “ich erkenne alles automatisch”-Modus über HAL ist nicht zwingend, dass dieser Modus verwendet wird, hat dein Distributor, also Ubuntu so entschieden. Das hat nichts mit Linux zu tun. Oder willst du allen Ernstes behaupten, das Slackware in Richtung Windows geht? Auch das ist Linux.

    Also, meine bitte an dich: Trenne Ubuntu und Linux. Was in Ubuntu passiert, betrifft nicht zwangsläufig Linux. Aber durch solche Blogbeiträge, wo das nicht präzise genug getrennt wird, wird wieder FUD verbreitet …

  4. Ich kann die Kritik an Ubuntu mangels eigener Erfahrung nicht beurteilen, aber bitte bitte wirf nicht Ubuntu und Linux in einen Topf. Wenn eine Distribution wie Ubuntu Mist baut, dann hat das nahezu nichts mit Linux an sich zu tun. Als ändere bitte deine Umfrage von “Geht Linux Richtung Windows” in “Geht Ubuntu Richtung Windows”, das wäre korrekt.

    Zu X: Dieser “ich erkenne alles automatisch”-Modus über HAL ist nicht zwingend, dass dieser Modus verwendet wird, hat dein Distributor, also Ubuntu so entschieden. Das hat nichts mit Linux zu tun. Oder willst du allen Ernstes behaupten, das Slackware in Richtung Windows geht? Auch das ist Linux.

    Also, meine bitte an dich: Trenne Ubuntu und Linux. Was in Ubuntu passiert, betrifft nicht zwangsläufig Linux. Aber durch solche Blogbeiträge, wo das nicht präzise genug getrennt wird, wird wieder FUD verbreitet …

    1. Klug gesprochen @Usul, da hast du 100%ig Recht. Am PC ist aber Ubuntu meine Lieblingsdistribution, wie auch aus dem Artikel hervorgehen sollte, sonst verlasse ich mich seit Jahren eher auf Debian, obwohl ich Slackware (meine erste große Liebe, nie vergessen werde). Mein Artikel …. Mist, du hast Recht, danke! Ich muss das sofort korrigieren, natürlich habe ich auch bei der Umfrage Ubuntu und nicht Linux gemeint. Danke nochmals, wird sofort korrigiert.

  5. Nun, lieber Helmeloh, Deine Ausführungen war ja sehr geistreich und informativ für einen user, der zwischen Suse 11 und Ubuntu als Neuinstallation schwankt, obwohl er mit seinem WIN 2000 und XP recht zufrieden ist. Treten die von Dir geschilderten Probleme auch bei normalen Office-Anwendunge und Bildbearbeitung auf? Oder fummelst Du ebenfalls so gerne im Innern des Systems herum, reizt es aus, bis an die Kraterkante, so, wie ich auch, und musst dann die typische Handbewegung zum Resetknopf machen (wie auch ich)?

  6. Nun, lieber Helmeloh, Deine Ausführungen war ja sehr geistreich und informativ für einen user, der zwischen Suse 11 und Ubuntu als Neuinstallation schwankt, obwohl er mit seinem WIN 2000 und XP recht zufrieden ist. Treten die von Dir geschilderten Probleme auch bei normalen Office-Anwendunge und Bildbearbeitung auf? Oder fummelst Du ebenfalls so gerne im Innern des Systems herum, reizt es aus, bis an die Kraterkante, so, wie ich auch, und musst dann die typische Handbewegung zum Resetknopf machen (wie auch ich)?

  7. Man muss überhaupt nicht klug sein um es zu benutzen! Meine ganze Familie, also selbst meine Kinder im Alter von 5 Jahren (zwillis) nutzen Ubuntu Linux. Und sie sind glücklich das es das gibt. Und das auch noch kostenlos. Und meine Kinder haben noch nicht studiert!

    Eckis last blog post..Blogschau.TV Folge 12

  8. Man muss überhaupt nicht klug sein um es zu benutzen! Meine ganze Familie, also selbst meine Kinder im Alter von 5 Jahren (zwillis) nutzen Ubuntu Linux. Und sie sind glücklich das es das gibt. Und das auch noch kostenlos. Und meine Kinder haben noch nicht studiert!

    Eckis last blog post..Blogschau.TV Folge 12

    1. Hoffentlich erklärst du mir nicht @ecki, dass deine 5 jährigen Ubuntu selbst installiert haben. Ich liebe es ja auch, trotzdem darf ich der Entwicklung gegenüber wohl meine Bedenken äußern, vielleicht hört es jemand und baut wieder mehr auf Verlässlichkeit, Stabilität, Sicherheit usw. statt auf Popularität. Ubuntu biedert sich an, es ist der David am Desktopmarkt und benimmt sich wie ein Goliath, das ist meiner Meinung nach nicht gut, denn ich möchte es noch länger nutzen. Bei mir läuft es sowieso immer am PC zu hause, aber im jail von FreeBSD. 😛

  9. Dann sagt mir so ein Klugscheißer, der sich für besonders schlau hält, weil er Linux benutzen kann, du musst es ja nicht benutzen, wenn es dir nicht passt. Ich meine dazu, das stand für mich nicht zur Debatte, aber wenn man schlau sein muss, um Linux benutzen zu können, dann ist das sehr schlecht für Linux. Dann wird es im Desktopbereich weiterhin, auch wenn es nichts kostet, nur ein paar Prozent vom Marktanteil erobern können. Aber ich glaube nicht, dass man besonders klug sein muss, immerhin verwende ich es auch und wenn ich es schaffe, ist das ist ein gutes Zeichen für Ubuntu. 😉
    Naja, das ganze vorkompilierte binäre Zeugs ist ja eh recht bequem, falls es funktioniert.

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