10) * Reflexe

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1 Definition

Reflexe sind automatische, beliebig wiederholbare, zweckgerichtete Reaktionen. Die ursprüngliche Definition, wonach sie reflektierte (wie von einem Spiegel) Äußerungen auf einen bestimmten sensorischen Zustrom folgend sind, muss erweitert werden, da auch hemmende Mechanismen einbezogen werden müssen (obwohl natürlich auch ein Spiegel einen gewissen Anteil resorbiert).

Unterschieden werden:
Eigen- und Fremdreflexe; mono -, di -, tri -, polysynaptische, (non-synaptische) Reflexe; motorische vegetative Reflexe; angeborene und erlernte (bedingte) Reflexe; tonische und phasische Reflexe; T- und H-Reflexe.

Die Grenze zwischen Reflexen und Programmen kann nicht immer exakt gezogen werden, wie z.B. beim Fluchtreflex (siehe auch Reflex- und Programmtheorie in der Frage “Motorik”). Es können sowohl zentrale Programme durch Reflexe beeinflußt werden als auch umgekehrt.

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2 Eigenreflexe

Unter Eigenreflex versteht man einen monosynaptischen Dehnungsreflex, bei dem Receptor (Sensor), (Muskelspindel) und Effector (extarafusale Muskelfasern) im gleichen Organ (nicht Gewebe!) liegen.

Die Betonung liegt auf “Eigen-“, sonst würde ja die Unterscheidung nach den Synapsen genügen.
“Eigen-” bedeutet im gleichen Organ; der Muskel ist ein Organ.

Eigenreflexe sind also phasische Dehnungsreflexe, die durch plötzliche Dehnung ausgelöst werden.

Reflexe können sein:

  • von normaler Stärke und seitengleich
  • wenig lebhaft oder lebhaft
  • abgeschwächt oder gesteigert (pathologisch)
  • nicht auslösbar (Areflexie)

Wesentlich ist es, auf Seitengleichheit und auf die relative Stärke im Vergleich zu den anderen Reflexen der gleichen Person zu achten.

Eine Reflexbahnung z.B. durch den Jendrassik Handgriff kann die Auslösung erleichtern.

2.1 Beispiele für Eigenreflexe

Der Masseter – Reflex (Pons, mot. Trigeminuskern); gesteigert bei Pseudobulbärparalyse;
der Bicepssehnen-Reflex (C5, 6; N. musculocutaneus);
der Radiusperiostreflex oder Brachioradialisreflex (C5, 6);
der Tricepsreflex (C5, 7) – Schlag auf die Tricepsehne – Streckung im Ellbogengelenk;
der Patellarsehnenreflex (Quadriceps-Reflex; L 2-4, N. fem.);
der Achillessehnenreflex (Triceps-surae-Reflex; L 5-S 3, N. tibialis) – Plantarflexion des Fußes.

Besondere Aufmerksamkeit ist auf die Lokalisation im ZNS zu richten, da die Reflexüberprüfung ja u.a. dazu vorgenommen wird, um die Höhe etwaiger Läsionen, oder Erkrankungen im RM (ZNS) festzustellen. Neben der Lokalisation sind weiters die Reflexzeit, -stärke und -seitengleichheit von besonderem Interesse.

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3 Der Reflexbogen

Bei einem monosynaptischen Dehnungsreflex (Eigenreflex) führt der Feflexbogen über ein homonymes Motoneuron und besteht aus dem peripheren Receptor bzw. Sensor (primäre Muskelspindelendigung), den afferenten Schenkel (das Neuron liegt im Spinalggl.), einer Synapse des afferenten Schenkels auf das Motoneuron (dieses liegt im Vorderhorn des RM; Grundplatte). Von diesem α-Motoneuron zieht das A-α-Motoaxon als efferenter Schenkel des Reflexbogens zum Effector (Extrafusalmuskulatur = quergestreifter Skeletmuskel). Als Sensoren (Receptoren) der Motorik werden die Muskelspindeln und Sehnenorgane bezeichnet; (wird auch bei der Frage “Motorik” und “Sensibilität” verlangt).

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4 Muskelspindeln

In einer Bindegewebekapsel liegen, zwischen extrafusalen Muskelfasern eingebettet, die intrafusalen Fasern, welche nebst sensibel auch motorisch innerviert werden und als Muskelspindeln bezeichnet werden. Die sensiblen, afferenten I-α-Fasern bilden eine anulospirale Endigung um das Zentrum der intrafusalen Fasern aus, die primäre Muskelspindelendigung. Meist existiert noch eine sekundäre Muskelspindelendigung; afferente, sensible Fasern der Gruppe II, die blütendoldenartig oder auch anulospiral, aber nicht im Zentrum endigen. Efferent, motorisch werden die inrafusalen Fasern von A-γ-Fasern versorgt. Die γ-Motaxone endigen an den lateralen Dritteln der intrafusalen Fasern, und zwar entweder als γ-Endplatte (dynamische Wirkung: Kernsackfaser), oder als γ-Endnetz (statische Wirkung; Kernkettenfasern). Das sich die efferenten γ-Faserendigungen nicht im Zentrum befinden, hingegen die afferenten anulospiralen Iα-Faserendigungen schon zentral liegen hat eine wesentliche Bedeutung, da sich bei γ-Aktivierung die lateralen Enden verkürzen und so das Zentrum gedehnt werden kann.

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5 Golgi-Sehnenorgane

Sie befinden sich in den Sehnen, nahe der muskulären Ursprungsstelle. Es handelt sich ebenfalls um bindegewebige Kapseln die intrafusale Muskelfasern enthalten. Die Endungen der afferenten Versorgung durch Iβ-Fasern verzweigen sich zwischen den intrafusalen Muskelfasern. Muskelspindeln kommen in fast jedem quergestreiften Skeletmuskel vor; die Dichte ist in kleinen Muskeln, die für feine Bewegungen zuständig sind (Hand) besonders hoch. Muskelspindeln und Sehnenorgane sind Dehnungsreceptoren, wobei die Muskelspindeln parallel und die Sehnenorgane in Serie zu der extrafusalen (quergestreiften) Muskulatur liegen. Daraus folgt, dass die Muskelspindeln v.a. die Länge des Muskels messen, sowie die Sehnenorgane v.a. die Spannung messen. Da die Muskelspindeln parallel zur extrafusalen Muskulatur liegen, können die afferenten Iα-Fasern durch Dehnung des quergestreiften Skeletmuskels aktiviert werden, wobei sich gleichzeitig die intrafusalen Fasern dehnen, was den adäquaten Reiz darstellt. Andererseits beginnen die anulospiralen lα-Faserendigungen aber auch verstärkt zu “feuern”, wenn über γ-Fasern die lateralen Enden der intrafusalen Fasern kontrahiert werden, weil dadurch eben auch die Zentren der Fasern gedehnt werden.

Der monosynaptische Dehnungsreflex ist ein Regelkreis, der h.s. für die Konstanthaltung der Muskellänge verantwortlich ist.

Dadurch bekommt er besondere Bedeutung für die Regelung des Haltetonus in der Stützmotorik (Patellarsehnenreflex, Achillessehnenreflex (aufrechtes Stehen; ausgleichen von “in die Knie gehen” usw. Beim monosynaptischen Reflex (die Synapsen stammen von einer Zelle, es ist kein Interneuron dazwischen; homosynaptischer Eingang – die Synapsen stammen von einer Zellart im Gegensatz zum heterosynaptischen Eingang) wird die lα-Faser und die α-Faser betrachtet, also die verantwortlichen Strukturen, obwohl an einem Motoneuron in vivo natürlich viele Synapsen ausgebildet sind. Neben spinalen Projektionen sind v.a. auch supraspinale zu bedenken, welche modulierend auf die Reflexe einwirken können.

Außerdem bilden die Iα-Fasern auch disynaptische (über ein hemmendes Interneuron) hemmende Verbindungen zum jeweiligen Antagonisten (Motoneuron, Muskel) aus. Wenn ein Strecker (z.B. der M. guadriceps) reflektorisch kontrahiert wird, so muss der antagonistische Beuger (M. semimembranosus usw.) natürlich reflektorisch nachgiebig werden, also über einen hemmenden Mechanismus an Tonus verlieren, damit eine Streckung möglich wird. Daher spricht man auch von reziproker, antagonistischer Hemmung.

Bei passiver Bewegung, z.B. Beugung im Kniegelenk werden also mindestens 4 Reflexbögen aktiviert, die zum Ziel haben die Bewegung rckgängig zu machen, bzw. die Muskellänge konstant zu halten:

  1. Die Muskelspindeln des Extensors werden erregt und dadurch wird das homonyme α-Motoneuron monosynaptisch aktiviert; Streckerkontraktion ist die Folge.
  2. Über die reziproke Hemmung wird der Flexor gehemmt – ermöglicht Streckung.
  3. Durch Entdehnug der Muskelspindeln im Flexor wird die Erregung des homonymen Flexormotoneuron vermindert – ermöglicht Streckung.
  4. Wird durch die reziproke Hemmung, die Hemmung der erregenden Extensormotoneurone weggenommen (Disinhibition; entspricht im Effekt einer Erregung) – Streckung ist die Folge.

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6 Die γ-Schleife

Im obigen Schema ist die γ-Schleife bereits angedeutet. Ihre Aufgabe ist die Servounterstützung von Bewegungen. Ein Längenkontrollsystem wirkt nicht nur einer passiven Dehnung, sondern natürlich auch einer Überdehnung entgegen. Der Folgeservomechanismus wirkt außerdem verstärkend, denn die Länge der Extrafusalmuskulatur folgt dabei der Länge des Zentrums der intrafusalen Muskelfasern. Wird von supraspinalen Zentren eine Muskelkontraktion durch alleinige α-Aktivierung durchgeführt, so hat dies den Nachteil, dass dabei das Zentrum der extrafusalen Muskulatur entdehnt wird und so aus dem idealen Meßbereich und aus dem Gleichgewicht gerät. Wird die Kontraktion allein über eine γ-Aktivierung erreicht, so bringt das den Nachteil einer längeren Latenzzeit mit sich.

7 Die γ-α-Coaktivierung

Sie stellt den idealen Kompromiss dar. Bei kurzer Latenzzeit wirkt sie stabilisierend und das Längenkontrollsystem wird im idealen Meßbereich gehalten. Auch bei länger andauernden Dehnungszustand ist dies durch die tonischen Efferenzen (Kernsackfaser) möglich. Die Muskelspindeln werden auch von Afferenzen der Gruppe II versorgt. Diese sind durch eine höhere Schwelle ausgezeichnet, die ebenfalls durch Kontraktion der intrafusalen Muskelfasern verstellt werden kann. Sie wirken nicht auf einzelne Flexoren bzw. Extensoren, sondern auf Flexor bzw. Extensorgruppen. Den monosynaptischen Dehnungsreflex, bzw. myotatischen Reflex, bzw. Eigenreflex können wir also zu den monosynaptischen Reflexen rechnen.

Die Sehnenorgane bilden hingegen di – und tri-synaptische Reflexbögen aus. Man kann sie nicht zu den Eigenreflexen rechnen, denn die müssen ja monosynaptisch sein. Zu den Fremdreflexen kann man sie aber auch schlecht zählen, denn bei “zwei” von “vielen” zu sprechen wäre doch zu verwegen. Die di – und trisynaptischen Reflexe (also zuürck zur Einteilung nach den Synapsen) der Sehnenorgane bewirken ber Interneurone eine autogene Hemmung (Selbsthemmung) der homonymen Motoneurone und haben erregende Projektionen zu den Antagonisten. Die Golgi-Sehnenorgane wirken als Spannungskontrollsystem. Die Iβ-Fasern, welche sie afferent versorgen (Somata im Spinalggl.) bilden eine Synapse auf ein hemmendes Interneuron aus, und dieses hemmt dann das homonyme (agonistische) Motoneuron, sobald das Sehnenorgan aktiviert wird. Durch dieses zweite Kontrollsystem ist es möglich, dass das Verhältnis von Muskellänge zur Muskelspannung, die Muskelsteifheit, registriert wird. Bei Patienten mit spastisch erhöhtem Muskeltonus wurde beobachtet, dass bei rascher passiver Dehnung zunächst die Muskelspannung anwächst, und dann bei starker Dehnung plötzlich nachläßt (Taschenmesserklapphänomen), wofür die Sehnenorgane verantwortlich gemacht werden. Es könnte sich dabei um einen Schutzreflex handeln, der vor Muskel- bzw. Sehnenriß schützt.

Als polysynaptische Reflexe werden alle Reflexe bezeichnet, die kein Eigenreflex und keine Reflexe der Sehnenorgane sind.

Als nonsynaptische Reflexe bezeichne ich die Axonreflexe.

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8. Fremdreflexe

Fremdreflexe sind polysynaptische Reflexe, wobei Sensor und Effector nicht am selben Organ lokalisiert sind, bzw. es darstellen, d.h. sie sind räumlich voneinander getrennt.

Man kann weiters folgende weitreichende Unterscheidung treffen:

  1. vegetative Reflexe, benannt nach dem efferenten Schenkel des Reflexbogens, der an Effectoren des vegetativen Nervensystems enden muss
  2. motorische Reflexe, wobei die Effectoren durch die quergestreifte Skeletmuskulatur dargestellt werden

Zu den vegetativen Reflexen siehe Frage “vegetatives Nervensystem”. Besondere Aufmerksamkeit sollte man dabei den Reflexen der Blutdruckregulation (reflektorische Gefäßreaktionen, Regulation über das Kreislaufzentrum /Baror -, Vorhofreceptoren…/), Reflexen der Atemregulation sowie dem Pupillen- und dem Harnblasenreflex zuteil werden lassen. Informationen zum Pupillenreflex sind unter der Frage “Visus naturalis / visus cum correctione” zu finden. Die motorischen Reflexe spielen, wie der Name schon sagt, eine wesentliche Rolle in der Motorik (Fortbewegung, Schutzreflexe). Bei Fremdreflexen führen u.a. Haut- oder Schleimhautreizungen zu phasischen oder tonischen Zuckungen.

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8.1 Einige Beispiele für Fremdreflexe

  • Der Bauchdeckenreflex (oberer, mittlerer, unterer) – Rückschlüsse auf Läsionen im Bereich Th6 bis L1, oder der Pyramidenbahn sind möglich; bei cerebralen Durchblutungsstörungen kann es zur Asymmetrie kommen;
  • der Cornealreflex (Mesencephalon );
  • der Rachen- oder Würgreflex (Med, obl.);
  • der Analreflex (S3 bis S5);
  • der Fußsohlenreflex (L5 bis S6), Plantarflexion bei Bestreichen des Fußsohlenrades von der Ferse zu den Zehen;
  • Babinsky-Reflex: Durchführung wie beim Fußsohlenreflex; Dorsalflexion des Hallux, die übrigen Zehen werden gespreitzt und entweder plantar oder auch dorsal flektiert; eventuell zusätzlicher Fluchtreflex (Beugung im Kniegelenk). Bei geschädigter Pyramidenbahn kann der Babinsky-Reflex positiv ausfallen. Wird der Reflex durch Bestreichen der Tibiakante ausgelöst, so bezeichnet man ihn als Oppenheimer-Reflex.

Der Babinsky-Reflex ist bei Neugeborenen übrigens nicht pathologisch, sondern Zeichen eines bestimmten Entwicklungsstadiums, wie dies auch bei anderen Reflexen der Fall ist (Greif-, Saugreflex, reflektorisches Strampeln bzw. gekreuzter Extensorenreflex, Moro-Reflex, Fallschirmreaktion u.a.).
Bei den statokinetischen Reaktionen ist allerdings eine Unterscheidung zwischen Reflex und Programm nicht mehr ohne weiteres möglich.

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9. Man könnte die Fremdreflexe auch in folgende vier Gruppen einteilen:

a.) Schutzreflexe: Fluchtreflexe, Cornelalreflex, Niesen, Husten,…

b.) Nutritionsreflexe: Schlucken, Saugen…

c.) Lokomotionsreflexe: der Fortbewegung dienende Reflexe, statokinetische Reflexe, posturale Synergien…

d.) Vegetative Reflexe: betreffend Kreislauf, Atmung, Verdauung, Sexualfunktion, Miktion, Defäkation…

Als weiteren Fremdreflex möchte ich noch einen Fingerbeuge-Reflex anführen, den Knipsreflex:
Man knipst den Patientenfinger (Zusammendrücken des distalen Fingerendes zw. Daumen und Zeigefinger, wodurch der Patientenfinger emporschnellt und als Reaktion eine Fingerschlußbewegung unter Einschluss des Daumens folgt; bei Seitendifferenz kann dies als Pyramidenbahnläsionszeichen gewertet werden.

Ein Kennzeichen der polysynaptischen Reflexe ist, dass sich unterschwellige Reize zentral (am Receptor natürlich auch) aufsummieren können (Kitzeln, Kratzen im Hals vor dem Husten). Die Reflexzeit ist ebenfalls ein Beurteilungskriterium für Reflexe; es ist die Zeit vom Beginn des Reizes bis zur Aktivierung des Effectors. Die Reflexzeit ist von der Reizstärke abhängig; bei stärkerem Reiz kommt es schneller zu einer Reflexantwort. Wenn ein polysynaptischer Reflex auf bisher unbeteiligte Muskeln übergreift, wird dies als Ausbreitung oder Irradiation bezeichnet.

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10. Weitere Eigenschaften von Fremdreflexen

  • Lokalzeichen – bei schmerzhafter Reizung werden z.B. die Beuger der Hüft-, Knie- und Fußgelenke (abhängig vom Ort der Reizung) verschieden stark kontrahiert.
  • Habituation – (Gewöhnung) Nachlassen des Reflexerfolges bei wiederholter Auslösung (z.B. Bauchdeckenreflex).
  • Dishabituation – nach längerem reizfreien Intervall zeigen sich die Reflexe wieder in ursprünglicher Stärke.
  • Sensitivierung – ist möglich durch schmerzhafte Reizung Senkung der Reizschwelle; irradiirte Reflexe.
  • Konditionierung – darunter versteht man, eine durch die Anpassungs- und Lernfähigkeit polysynaptischer Reflexe bewirkte Langzeitänderung der Reflexantwort.
  • Bedingte Reflexe sind erlernte Reflexe (Klassische Konditionierung; Pawlow). Konditionierung ist aber auch eine Bezeichnung für ein Verfahren, mit dem Verhaltensänderungen bewirkt werden. Als weiteres Beispiel für Fremdreflexe sei noch der Flexorreflex angeführt. Es handelt sich um einen Schutzreflex, bei dem nach einer schmerzhaften Hautreizung ein Wegziehen der Extremität folgt. Er wird begleitet von einem kontralateralen, also gekreuzten Streckerreflex. Ipsilateral werden die Flektoren erregt und die Extensoren gehemmt, kontralateral hingegen ist es genau umgekehrt.

Der Muskel wird übrigens auch von Nervenfasern der Gruppe III und IV versorgt, welche teilweise für den Muskelschmerz und u.a. auch für die Muskeldurchblutung (Einfluss auf das veg. NS.) verantwortlich sind. Statische Reflexe dienen vor allem der Stabilisierung der Haltung und statokinetische Reflexe dienen h.s. der Anpassung bei Lageänderung. Da Haltereflexe Afferenzen von der Nackenmuskulatur und dem Labyrinth aufweisen, werden sie auch als tonische Hals- und Labyrinthreflexe bezeichnet.

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11. Renshaw-Hemmung und weitere Begriffe zu der Frage “Reflexe”

Renshaw (recurrente) Hemmung und präsynaptische Hemmung der Spinalmotorik:

Bei der Rückwärts – oder Feedbackhemmung sind die Renshaw-Zellen, diejenigen die dasselbe Motoneurone hemmen, von dem sie über Collateralen aktiviert wurden.

Die Renshaw – Hemmung spielt eine besondere entladungsbegrenzende Rolle bei den Motoneuronen, die an der Haltemotorik beteiligt sind. Verminderung könnte Spastizität (erhöhter Muskeltonus) zur Folge haben.

Die präsynaptische Hemmung kann sowohl rckwärts als auch vorwärts hemmend wirken. Das hemmende Interneuron wirkt an Axonen, vor den Synapsen am Motoneuron.

Die Reflexbögen sind nicht streng getrennt zu betrachten, sondern sie werden durch Interneurone schon auf spinaler Ebene untereinander und mit auf- und absteigenden intersegmentalen Reflexverschaltungen verbunden.
Diese Reflexe, sowie die spinalen Programme, bilden die Grundlage der spinalen Motorik.

Einige weitere Begriffe zur Frage “Reflexe”:

  • T-Reflex bzw. Tendon-Reflex = Sehnenreflex;
  • H-Reflex (Hoffman) – monosynaptischer Eigenreflex, der durch elektrische Reizung der Ia-Fasern ausgelöst wird. Ich betone, dass Ia-Fasern (afferent) die niedrigste Schwelle aller Nervenfasern haben.
  • Die H-Antwort nimmt bei zunehmender Reizstärke ab: 1.) weil neben Ia-Fasern immer mehr Ib-Fasern erregt werden; 2.) weil antidrome Impulse nicht nur Motoaxone sondern auch Renshaw-Zellen aktivieren und 3.) weil es zur gegenseitigen Auslöschung der anti – und orthodromen Impulse kommen kann. Die orthodrome Antwort wird als M-Antwort bezeichnet, und sie erscheint wegen der krzeren Leitungszeit vor der H-Antwort an der distalen Meßelektrode. Unterdrückung der H-Antwort, um nur die orthodrome M-Antwort zu erhalten kann mittels proximal angebrachter hyperpolarisierender, anodischer Elektrode erreicht werden.
  • Faszikulieren – sichtbare Muskelbündelzuckungen, z.B. bei Innervationsverlusten.
  • Fibrillieren – Zuckungen einzelner Muskelfasern bei herabgesetzter Reizschwelle, degenerierten Muskelfasern; sichtbar nur an der Zunge. Der Muskeltonus wird übrigens auch als Widerstand gegen passive Bewegung ohne Willkrinnervation erkennbar.
  • Clonus – gesteigerte Reflexe (arhytmische Reflexzuckungen beim Dehnungsreflex.
  • Long-loop-reflex – transcorticale Funktionsschleifen mit charakteristisch langen Latenzzeiten, wie z.B. der funktionale Streckerreflex des M. gastrognemius; Ich betone, dass der FSR bei nach vornegebeugtem Stehen auf den Zehen, also bei bereits spezifisch aktivierter motorischer Rinde mittels elektrischer Reizung zur Auslösung gebracht werden kann. (Natürlich ist keine Auslösung mit dem Reflexhammer oder ähnlichem möglich). Nach normaler spinaler Reflexkontraktion erfolgt eine verzögerte stärkere Kontraktion, der FSR.
  • Vegetativ-somatischer Reflex (cuticovisceral/viscerocutan) – siehe unten;
  • Außerdem steigen im Tractus spinothalamicus (VSS), viscerale, nocisentive Afferenzen auf, welche sich schon nach Eintritt ins RM verzweigen, bzw. Collaterale abgeben, die auf andere Neurone des afferenten Systems konvergieren. Durch ihre Divergenz ist auch schon auf spinaler Ebene eine Beeinflußung der Motoneurone des jeweiligen Segmentes denkbar (Abwehrspannung).
  • Durch die Konvergenz kommt es zum bertragenen Schmerz; und Hyperalgien sowie Hyperästhesien, bei sympathischer Beteiligung auch Kausalgien, können damit zusammenhängen, dass das ZNS den afferenten Schenkel des Reflexbogens nicht eindeutig lokal zuordnen kann. Schmerzimpulse die aus der Haut kommen, können u.a. zu einer vegetative Antwort (sympathische Vasodiladation führen, z.B. die Rötung der Haut nach einer Verbrennung in heißem Wasser (“somato-vegetativer Reflex”). Der Schmerzreiz kann aber auch zu einer motorischen Antwort führen, z.B. Herausziehen der Hand aus heißem Wasser. In diesem Sinne kann man z.B. bei Schweißausbrüchen und Blutdruckabfall als Reaktion auf eine Gallenkolik, von vegetativ-somatischen Reflexen sprechen.
  • Der Schluckreflex und Reflexe der propulsiven Mechanik des Gastrointestinaltraktes sind bei den jeweiligen Fragen angeführt.

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12 Regelkreise

Die Reflexe können auch vom Standpunkt der Kybernetik aus betrachtet werden, doch kann ich hier nur kurz einige regeltechnische Grundbegriffe erwähnen.

Der Dehnungsreflex kann gut als Regelkreis für die Muskellänge dargestellt werden. Wesentliches Merkmal der Regelung (Steuerung) ist ein geschlossener Regelkreis, in dem Störgrößen selbsttätig korrigiert werden (negativ feedback). Halteregler halten die Regelgröße auf einem konstanten Sollwert. Bei Folge- oder Servoreglern folgt die Regelgröße der Führungsgröße (γ-Schleife).

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13 Beim Dehnungsreflex als Regelkreis entsprechen:

  • dem Muskel – die Regelstrecke
  • der Muskellänge – die Regelgröße
  • dem α-Motoneuron – der Regler
  • der extrafusalen Muskulatur – das Stellglied
  • der extrafusalen Muskulatur – die Stellgröße
  • den Muskelspindeln – der Fühler
  • der AP-Frequenz der Ia-Fasern – dem Istwert
  • der AP-Frequenz descendierender Bahnen – dem Sollwert [Führungsgröße]
  • und der wechselnden Belastung, Ermüdung – die Störgröße

Die Eigenschaften der Regelkreiselemente können durch Kennlinien beschrieben werden (Erinnerung an Physik, z.B. Kennlinien eines Transistors). Durch Zusammenschaltung ergibt sich die Kennlinie für den gesamten Regelkreis (steilere Kennlinie – genauere Regelung).

Die Ia-Afferenz der Muskelspindel ist ein PD-Fühler (siehe Frage “Sensibilität) und das α-Motoneuron ein PD-Regler; zuerst entspricht die Entladungsfrequenz beim PD-Fühler etwa dem zeitlichen Differentialquotienten dL/dt. Die anschließende proportionale, statische Entladung ist aber der Länge proportional.

Der Totzeit des Regelkreises entspricht die Reflexlatenz (Leitungs- und Synapsenzeit). Die Totzeit limitiert die Schnelligkeit der Regelung.
Bei großem D-Anteil kann es zu einem Überschwingen der Regelgröße kommen, und bei verstärkter Resonanz zur ungedämpften Regelschwingung (Instabilität). Die mögliche Genauigkeit der Regelung kann durch den Regelfaktor beschrieben werden. Ein hoher Verstärkungsfaktor des Reglers wirkt sich zwar positiv auf die Genauigkeit aus, bringt aber die Gefahr einer überschießnden Regelung (Instabilität) mit, die zu einem Aufschaukeln zu ungedämpften Regelschwingungen führen kann (Hin- und Herpendeln zwischen Extremwerten).

Bei gesteigerter descendierender Bahnung spinaler Dehnungsreflexe z.B. beim Clonus oder beim Tremor (Morbus Parkinson) können Oscillationen der Muskellängen als Regelschwingungen aufgefaßt werden. Auch im Rahmen der Blutdruckregulation kann es zu derartigen Regelschwingungen kommen.

Das Prinzip der Störgrößenaufschaltung finden wir nicht nur bei technischen Heizungsreglern, sondern auch bei der Thermoregulation des Organismus. Die Thermoreceptoren der Haut entsprechen dabei den Außenfühlern, welche die Störgröße (geänderte Außentemperatur) direkt dem Regler melden. Z.B. melden cutane Kältereceptoren dem Hypothalamus eine Abkühlung der Umgebungstemeratur und als Antwort tritt ein verstärkter Tonus, Zittern und Abnahme der Hautdurchblutung (Isolation) auf.

Noch zwei Beispiele für die Kopplung von Regelkreisen:
Bei Erregung der Chemoreceptoren im Glomus caroticum wird nicht nur die Atmung gesteigert, sondern auch der Blutdruck, wodurch es bei O2-Mangel auch zu einer erhöhten Durchblutung der Organe kommt.
Die Volumen- und Osmoregulation sind durch die gemeinsamen Stellgrößen ADH und Aldosteron sowie durch das gemeinsame Stellglied “Niere” gekoppelt.

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14 Zwischenfragen

  • Wie werden Eigen- von Fremdreflexen unterschieden?
  • Nennen Sie Beispiele für Eigen- und Fremdreflexe!
  • Wie ist ein Reflexbogen aufgebaut?
  • Was ist die Aufgabe des monosynaptischen Dehnungsreflexes?
  • Was versteht man unter dem Begriff Reflextonus?
  • Was wissen sie über monosynaptische Dehnungsreflexe bei Querschnittlähmung?
  • Welche Beurteilungskriterien werden für Reflexe herangezogen?
  • Was versteht man unter “bedingter Reflex”?
  • Wodurch kommt es bei mechanischer Gewalteinwirkung auf der Haut zu einer Rötung (Ich persönlich habe diese Frage allerdings in einer etwas anderen Diktion gehört)?

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9) Motorik

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1 Gliederung

Die Kontrolle, Einleitung und Durchführung der Bewegungen geschehen durch motorische Zentren des ZNS, welche evolutionsbedingt (Encephalisation), auf jeder Ebene vom Rückenmark bis zur Großhirnrinde zu finden sind. Die nervöse Kontrolle des Zusammenspiels von Haltung und Bewegung und deren Kopplung und Abstimmung mit dem sensorischen System, die Beantwortung äußerer Reize und der Ausdruck innerer (emotionaler, dem inneren Milieu entsprechender, motivations-, assotiations- und programmbedingter) Gefüge durch das motorische System, gehören zu den wichtigsten Aufgaben des ZNS. Die funktionell eigentlich unzertrennlich zusammengehörenden Systeme mssen willkürlich nach anatomischen Gesichtspunkten einerseits und nach Schwerpunkten in der Funktion andererseits getrennt werden, um dargestellt werden zu können. Ich habe daher die Frage in folgende Punkte gegliedert:

Natürlich könnte man auch andere Einteilungen treffen und z.B. das Kleinhirn nach entwicklungsgeschichtlichen Kriterien zum Hirnstamm rechnen; die Unterteilung pyramidales – (Nicht -bzw. ) extrapyramidales Ssystem habe ich gewählt, weil in der Gegenüberstellung die eminente Bedeutung der Pyramidenbahn (beim Menschen) hervorgehoben werden soll. Bevor ich mit dem motorischen Cortex (PM) beginne, möchte ich noch unterscheiden in:
a) reflexgesteuerte Bewegung und
b) programmgesteuerte Bewegung.

Obwohl dazu zu sagen ist, dass es wahrscheinlich nicht sehr sinnvoll ist, die Reflextheorie oder die Programmtheorie zu bevorzugen, sondern, dass man eher annehmen muss dass sich zentrale Programme und Reflexe wechselseitig beeinflussen.
ad a) Reflexe sind automatische, beliebig wiederholbare, zweckgerichtete Antworten des Organismus. Beispiele für angeborene Reflexe sind: Corneal-, Husten-, Schluck-, Wegzieh-,…-Reflex). Die meisten Reflexe laufen aber unbewußt ab, wie z.B. die Passage und Aufbereitung der Nahrungsmittel im Magen und Darm oder die Kreislaufs- und Atmungsanpassung an die jeweiligen Erfordernisse.
ad b) Programmgesteuete (automatische) Bewegungen, wie z.B. die Atmung oder Laufbewegungen bei Tieren, laufen auch nach Abkopplung aller äußeren Reize weiter ab. Schon von der Ebene des Rückenmarks (propriospinale Systeme) sind Bewegungsprogramme abrufbar (Atmen, Laufen, Kratzen – ererbte Programme). Geräteturnen und Klavierspielen sind Beispiele, für die erlernte Programme erforderlich sind. Den angeborenen zentralen Verhaltensmustern (Programme) entsprechen die mehr automatischen Bewegungen (z.B. Atmung), den erlernten Programmen entsprechen die eher weniger automatischen Programme (z.B. Klavierspielen).

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2 Motorischer Cortex

Der primäre motorische Cortex ( PM; Area 4 nach Brodmann) fällt mit der vorderen Zentralwindung zusammen. Besonderheiten sind:
die großen Pyramidenzellen (Betz), das Fehlen der inneren Körnerschicht und die somatotopische Gliederung (motorischer Homunculus). Bei sog. willkrlicher Bewegung, z.B. Armbewegung, ist eine der Bewegung vorausgehende neuronale Aktivität in der primären motorischen Hirnrinde feststellbar. Für die Rekrutierung motorischen Einheiten ergibt sich dabei eine relativ lange Summation auf spinaler Ebene. Über der präzentralen Windung ist percutan ein Motorpotential ableitbar, das der Willkrbewegung vorausgeht. Die primäre motorische Rinde (PM) ist massiv mit der sensorischen hinteren Zentralwindung verbunden. Über den somatosensorischen Cortex laufen lange Reflexschleifen, wodurch der mot. Cortex über genannte Verbindungen, Störgrößen gemeldet bekommt. Es existieren nicht nur segmentale Reflexbögen, sondern auch transcorticale Funktionsschleifen (der funktionale Streckreflex des M. gastrocnemius z.B. ist ein long loop reflex mit charakteristisch langer Latenzzeit).

Im PM entspringen (Betz’sche Riesenzellen) einerseits die Pyramidenbahn zu den Motoneuronen des RM und zu den Hirnnervenkernen, und andererseits Bahnen, die zu den Kernen des Nicht-pyramidalen Systems projizieren. Neben Bahnen zu den pontinen Kernen und Basalganglien sind v.a. die Projektionen zum Cerebellum (Efferenzkopien) zu nennen und weiters ist zu bedenken, dass der PM durch Assotiationsfasern v.a. mit dem prämotorischen, den sensorischen und den assoziativen Cortex verbunden ist. Weiters sind die Eingänge (bzw. die reziproken Verbindungen) vom Thalamus zu nennen.

Die Hauptaufgaben des Motorcortex ist die Selektion (und auch Modulation) der spinalen Neurone (Neuronenverbände).

Skizze Motorik

Der mediale supplementär-motorische Cortex (SMA) und der laterale prämorische Cortex (Area 6), sind dem PM bergeordnet. Wenn eine Willkürbewegung (ohne äußeren Reiz) geplant wird, so entsteht besonders ber dem SMA ein Bereitschaftspotential (ca. 1 s vor Bewegungsbeginn, und es ergibt sich auch eine gesteigerte Durchblutung (erhöhter Stoffwechsel) in der Area 6 während der Planung einer Bewegung. Läsionen in diesem Gebiet führen zu fehlerhaften, posturalen Adaption bzw., zu auffallender Bewegungsarmut. Zum folgendem Schema ist zu sagen, dass zu bedenken ist, dass durch die Phylogenese ein Überbauen von vorhandenen Systemen zu einer gewissen Hierarchie und die Spezialisierung der verschiedenen Systeme zu einer gewissen partnerschaftlichen Zusammenarbeit führte.
Der PM ist natürlich sowohl für die Stütz- als auch für die Zielmotorik mitverantwortlich. Für die Stützmotorik findet man weiters im Hirnstamm verantwortliche Strukturen. Für die Zielmotorik hingegen, sind von besonderer Bedeutung:

  1. die Pyramidenbahn – feinabgestimmte Bewegungen der Extremitätenglieder;
  2. die Basalganglien – Bewegungsprogramme für gleichmäßige, langsame Bewegungsabläufe und
  3. das Kleinhirn für schnelle Bewegungen.

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3 Spinale Motorik

Im Rückenmark (RM) gibt es eine Vielzahl neuronaler Verschaltungen, welche die Grundlage für die spinalen Reflexe bilden.

Die spinalen Reflexe und Programme stellen einen Grundvorrat für Haltungs- u. Bewegungsabläufe dar. Es gibt descendierende Einflüsse auf die Reflexwege, die modulierend wirken.

Ein spinaler motorischer Reflex ist eine, von sensorischen Afferenzen ausgelöste Aktivitätsänderung auf RM-Ebene; siehe Frage “Reflexe”.

Zumindest für das Tier ist gesichert, dass sich im RM Lokomotionszentren befinden, die Grundprogramme für Laufbewegungen enthalten. Auch beim neugeborenen Menschen kann über Hautreizung ein Schreitreflex über ein Lokomotionszentrum ausgelöst werden, doch wird dieser später durch starke supraspinale Kontrolle unterdrückt. Wahrscheinlich existieren schon im RM Bewegungsprogramme, die nicht reflexgesteuert, also reizunabhängig sind.

-)Querschnittlähmung: Nach Durchtrennung des RM im Thorakalbereich kommt es zuerst zu einer totalen motorischen Areflexie. Nach 4-6 Wochen werden wieder schwache Reflexe, später auch Flexorreflexe (Babinsky-Zeichen), auslösbar; im chronischen Stadium (nach Monaten) treten auch Streckerreflexe auf, wodurch manchmal sogar ein kurzes “spinales” Stehen möglich wird.

-) Spinaler Schock: Reversieble Areflexie; Durchtrennung der descendierenden Bahnen hat eine Enthemmung der hemmenden spinalen Neurone und damit eine Reflexunterdrückung zur Folge. Bei niederen Tieren (geringerer desc. Einfluss sind die Erholungszeiten kürzer als bei höheren Tieren. Die längsten Erholungszeiten finden sich beim Menschen.

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4 Pyramidale Motorik

Über die Pyramidenbahn, Tractus corticospinalis und Tractus (Fibrae) corticonucleares kontrolliert der Cortex subcorticale motorische Zentren. Der Großteil der Fasern hat seinen Ursprung an den Pyramidenzellen der Area 4 und 6. Sie ziehen durch die Capsula interna, Pedunculi cerebri und Pons zur Medulla oblongata, wo die Fibrae corticonucleares an den Hirnnervenkernen enden und der größte Teil des Tractus corticospinalis auf die Gegenseite kreuzt. Die gekreuzten Fasern verlaufen im Tractus corticospinalis lateralis und die ungekreuzten verlaufen ipsilateral, im Tractus corticospinalis ventralis nach caudal. Letztere kreuzen über die commissura alba zur Gegenseite, ehe sie wie die kontralateral verlaufenden Fasern an den Neuronen der Zona intermedia, an Interneuronen und teilweise sogar direkt monosynaptisch an Motoneuronen des RM enden. Fasern, die h.s. aus dem Parietallappen kommen, enden an den Hinterstrangkernen (Ncl. gracilis und Ncl. cuneatus) und in der Substantia gelatinosa des Hinterhorns und modulieren den sensorischen Zustrom.

Die Pyramidenbahn ist h.s. für fein abgestimmte Bewegungen zuständig; das Nicht-pyramidale System eher für größere Bewegungen und Körperhaltungen und das Kleinhirn besonders für die Koordination der verschiedenen Mechanismen und für schnell ablaufende Bewegungen.

Insbesondere das monosynaptische corticospinale System ist speziell für die Feinmotorlk der distalen Extremitäten verantwortlich. Aber z.B. auch bei willkürlich gesetzten Schritten können im PM AP-Salven registriert werden, welche mit der Aktivierung der motorischen Einheiten korrelieren (bzw. sie mehr oder weniger direkt bewirken). Die Hauptfunktion der Pyramidenbahn liegt jedoch in der Kontrolle der spinalen Motoneurone über spinale Interneurone.

Bei Schädigung der Pyramidenbahn kommt es zum Babinsky-Zeichen: Dorsal-Flexion der großen Zehe und Spreizen der übrigen Zehen bei Bestreichen des lateralen Randes der Fußsohle (normalerweise erfolgt eine Plantarflexion).

Nach Durchschneidung einer Pyramidenbahn oberhalb der Decussatio pyramidum beim Affen kommt es zu einer Schwäche in den Extremitäten der Gegenseite (Mangel an Präzision, Schwierigkeiten beim Ergreifen von Objekten).

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5 Nicht-pyramidale Motorik (Extrapyramidales-System im weiteren Sinne)

5.1 Hirnstamm (Medulla oblongata, Pons, Mesencephalon)

Der Hirnstamm ist v.a. für die Stützmotorik zuständig. (Natürlich nur bezgl. der Frage “Somato-Motorik”, über sensorische und vor allem vegetative Zentren, sowie die monaminergen Systeme und die nicht-motorischen Funktionen der Formatio reticularis findet man Angaben unter den jeweiligen Fragen). Bei intaktem Hirnstamm ist ein vegetatives Überleben (Kreislauf- Atemzentrum haben eine längere Wiederbelebungszeit als Großhirnstrukturen) möglich, obwohl man vom Hirntod spricht.

Bei decerebrierten Tieren tritt eine reflektorische Enthirnungsstarre auf – Enthemmungsphänomen.

Meiner persönlichen Meinung nach – ich habe mir diese Meinung gebildet, um meine Aversion gegen enthemmte, gruselige Darstellungen von Tierversuchen zu überwinden – sollte man gerade dann, wenn man Tierversuche moralisch für bedenklich oder grausam hält, darum bemüht sein, bereits vorliegende Daten zu bearbeiten. Denn gerade die Tabuisierung und Verheimlichung der Ergebnisse rechtfertigen neuerliche Versuche; außerdem können bereits ausgeführte Versuche nur an Sinn gewinnen, wenn die Ergebnisse bis zur letzten Konsequenz ver- und bearbeitet, sprich ausgewertet werden. Was ich aber nicht verstehe ist, warum in den “Physiologie-Lehrbüchern” nicht in ordentlicher wissenschaftlicher Manier angeführt wird, wer, wann die Versuche unter welchen Bedingungen durchgeführt hat.
Weiters wäre es angebracht, wenn die Autoren ihre gegenwärtige Einstellung zu Tierversuchen bekannt geben würden, da ja augenscheinlich Tierversuche eine der beliebtesten physiologischen Methoden zur Erkenntnisgewinnung sind.
Moralisch sehr bedenklich finde ich jedenfalls die Diktion (physiologischen Termini) mit der die Ergebnisse präsentiert werden. Ich finde es grauenhaft, wenn von Mittelhirntieren und Thalamustieren die Rede ist, die rhythmisch Zucken und die sich noch, oder auch nicht mehr, selbständig aufrichten können.
Diese lebensfeindlichen, obskuren Darstellungen scheinen mir für eine medizinische Ausbildung äußerst bedenklich.
Ich verwende diese Termini, da Sie sie bei der Prüfung kennen sollten.

Bei decerebrierten Tieren treten starke Tonussteigerungen der Extensoren auf, die ein Stehen ermöglichen. Wenn das mesencephale Tegmentum (Ncl. ruber) intakt ist, kann sich das (Mittelhirntier) selbst aufrichten.

Im Hirnstamm befinden sich verschiedene Lokomotionszentren; bei Reizung eines diskreten Areals im Mittelhirn und Zwischenhirn können Laufrhythmen ausgelöst werden. Bei Lähmung der jeweiligen Muskeln kommt es zu fiktiven Lokomotionen, wobei in peripheren Nerven eine Aktivität abgeleitet werden kann. Weiters wurden beim Nagetier durch Reizung des Kauzentrums Kaubewegungen ausgelöst. Als motorische Zentren üben v.a. der Ncl. ruber, die Vestibulariskerne, Teile der Formatio reticularis und Zentren des Tectums Kontrolle über die spinale Motorik aus. Sie kontrollieren v.a. die Stützmotorik und wirken tonisierend.

Für Posturale Synergien (Ketten von muskulären Reaktionen, die Störgrößen, z. B. durch Atmung, beim Stehen und Gehen ausgleichen), ist der Hirnstamm ebenfalls mitverantwortlich. Der dem Großhirn untergeordnete Hirnstamm ist auch an der Zielmotorik beteiligt, und stellt eine Art Alternative zur direkten Kontrolle des RM durch den Cortex dar. Die monaminergen Systeme sind bei der Frage “vegetatives Nervensystem” angeführt, hier soll nur erwähnt sein, dass wahrscheinlich absteigende noradrenerge Fasern aus dem Locus coeruleus einen wichtigen modulierenden Einfluss auf die spinale Motorik ausüben. Auch descendierende, serotonerge Projektionen aus den Raphekernen modulieren die spinalen Reflexe).

-) Die Formatio reticularis hat neben der Integration des unspezifischen Systems (Vorderseitenstrang …) wichtige vegetativ-motorische Regulationsaufgaben (Kreislauf-, Atem-, Schluck-, …-Reflex) zu erfüllen und sie wirkt ebenfalls an der Stütz- und Zielmotorik mit.

-) Die Nuclei vestibulares haben Verbindungen zum RM, zur Formatio reticularis, zum Vestibulocerebellum und zu den Augenmuskelkernen; das Zusammenwirken von Hals- und Augenmuskeln wird vom Vestibularapparat über γ-Neurone gesteuert.

Die motorischen Hirnstammzentren sind Schaltstationen für Haltereflexe (Tonusverteilung der Muskulatur) und Stellreflexe.

Abgesehen davon, dass bei bewegtem Kopf, ein ruhendes, aufrecht stehendes Bild unserer Umwelt wahrgenommen wird, mssen Bewegungen die den Schwerpunkt verschieben, der jeweiligen Situation in verschiedenstem Hinblick optimal, zweckmäßig angepaßt, und mit den übrigen posturalen Synergien, welche von der Stütz- und Zielmotorik verlangt werden, koordiniert und kompensiert werden, um nicht auf die Nase zu fallen, wenn wärrend flottem Gang einer Person nachgeschaut wird.

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5.2 Thalamuskerne

Der Thalamus, im Zwischenhirn, ist nicht nur das sogenannte “Tor zum Bewußtsein”, sondern der motorische Kern (Ncl. ventralis) verbindet das Cerebellum und die Basalganglien mit dem Motorcortex. Er hat eine wichtige Stellung im System der Kontrolle von Ziel- und Stützmotorik. Weiters ist der Thalamus auch ein Glied in den parallelen Funktionsschleifen der Basalganglien. Beim Thalamustier (Hirnstamm mit Kleinhirn und Thalamus sind intakt) zeigen sich schon wieder automatenhafte Bewegungen.

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5.3 Das Cerebellum

Das Cerebellum hat eine wesentliche Funktion bei der motorischen Koordination, und es spielt eine Rolle bei langfristiger motorischer Adaption, sowie, bzw. und daher auch beim motorischen Lernen; für die Etablierung und Retention bedingter Reflexe sind das Cerebellum und die untere Olive unbedingt erforderlich. Weitere wichtige Funktionen übernimmt das Kleinhirn bei Gleichgewichtsreaktionen und in der Okulomotorik.

Bezüglich des Aufbaus des Kleinhirns ist zu bemerken, dass Physiologen tiefsinnigerweise eine andere Terminologie gebrauchen als Anatomen. Der Lobulus simplex (physiologisch) bzw. Lobulus semilunaris posterior (anatomisch) wird in der Physiologie z.B. zum Vorderlappen (Lobus anterior) und in der Anatomie zum Hinterlappen gerechnet.
Vielleicht nicht nur, weil es grotesk ist, sondern möglicherweise hat dies einen tieferen “funktionellen” Sinn, doch den kennen nur die Götter, bzw. die Physiologen (die Anatomie ist übrigens – bei Hippokrates! – älter als die Physiologie).

Das Kleinhirn ist jedenfalls über die drei Kleinhirnstiele (Pedunculus cerebellaris superior, medius und inferior) mit dem Hirnstamm verbunden. In diesen Pedunculi, welche lateral vom vierten Ventrikel verlaufen findet man auch sämtliche afferenten und efferenten Bahnen vom und zum Kleinhirn.

Auch für physiologische Betrachtungen scheint die Einteilung des Cerebellums in Archicerebellum, Paläocerebellum und Neocerebellum meines Erachtens bestens geeignet zu sein.

Das Archicerebellum (Flocculus, Nodulus, in der rot eingezeichnet) wird auch Vestibulorcerebellum genannt. Es erhält über die Nuclei Vestibuli Afferenzen vom Vestibularapperat. Von dort werden die Informationen zum Ncl. emboliformis (Kleinhirnkern) weitergeleitet. Von diesem Kleinhirnkern führt wieder eine Bahn zurück zu den Nuclei vestibuli im Hirnstamm.

Das Palaeocerebellum (Vermis, Paraflocculus) wird auch Spinocerebellum genannt, da es Zuflüsse aus dem RM erhält.

Bei Läsionen dieser alten Kleinhirnanteile kommt es zu Gleichgewichtsstörungen, Störungen der Occulomotorik und Störungen beim Stehen und Gehen (Rumpf- und Gangataxien).

Das Neocerebellum wird wegen seiner Eingänge auch Pontocerebellum genannt und besteht aus den beiden Kleinhirnhemisphären. Hier ist zumindest noch in mediale und laterale Anteile zu unterscheiden.

Die medianen Anteile des Cerebellums sind für eine Komparatorfunktion (Vergleichsfunktion), aus der Fehlersignale für den PM berechnet werden, verantwortlich. Es wird dabei eine Afferenzkopie, von den vom RM ascendierenden Informationen, und eine Efferenzkopie, von den descendierenden, aus dem PM stammenden Informationen (Befehle) verglichen, um dann die Abweichungen wieder an den PM melden zu können, so dass laufend Korrekturen an den motorischen Programmen vorgenommen werden können.

Die lateralen Anteile des Neocerebellums erhalten v.a. Zuflüsse aus der Großhirnrinde, über die Moosfasern von den Brückenkernen, und über die Kletterfasern von der unteren Olive. Über die pontinen Kerne kommen Eingänge vom visuellen-, sensomotorischen, prämotorischen und assoziativen Cortex. Über die untere Olive kommen Eingänge vom PM und der Area 6 und weiters auch aus subcorticalen motorischen Zentren.
Die Eingänge projizieren zu den Pukinjezellen und dann über die Nuclei dentatus und Nuclei interpositus zum Thalamus und zurück zum Motorcortex.
Besonders vom Nucleus interpositus projizieren Axone über den Ncl. ruber zum RM. Vom Ncl. fastigii über die Formatio reticularis zum RM, sowie über den Ncl. deiters zu den Augenmuskelkernen und ebenfalls zum RM. Die Kleinhirnkerne erhalten ihre Zuflüsse, wie gesagt von den hemmenden GABA-ergen Purkinjezell-Axonen.

Bei Hemisphärenläsion kommt es v.a. zu Störungen bei der Initialisierung von Bewegungen (Intensionstremor) und zu Koordinationsstörungen (Danebengreifen). Bewegungen können nicht rasch abgebremst werden (Rückschlagsphänomen), verlangsamte, unregelmäßige Bewegungen bei Bewegungsprogrammwechsel (Adiadochokinese) und langsame, monotone Sprache (Dysarthrie), sowie Tonusverlust sind weitere mögliche Folgen.

Zur Struktur der Kleinhirnrinde ist weiters die kristallartige Anordnung der Neurone in der Molekular-, Purkinjezell- und Körnerzellschicht zu bemerken. Die Molekularschicht besteht h.s. aus Neuropil der Purkinje- und Golgi-Zellen, sowie Körnerzell-Axone (Parallelfasern), Stern- und Korbzellen. Für die Körnerschicht (Stratum granulare) sind die Körner- und Golgi-Zellen charakteristisch.
Die Purkinje-Zellen bilden die einzigen Ausgangskanäle (GABA-erg, hemmend) der Kleinhirnrinde, ihre Axone endigen in den Kleinhirnkernen und in den Vestibulariskernen.
Eingänge erhalten sie direkt über die Kletterfasern aus der unteren Olive. Weiters von den serotonergen Raphekernen und noradrenerge vom Locus coeruleus. Dann von den Stern- und Korbzellen und über die Parallelfasern von den Körnerzellen, die ihrerseits somatosensorische Eingänge (Moosfasern) aus pontinen Neuronen erhalten.
Die Purkinjezellen werden aber auch an ihren Dendritenbäumchen (Molekularschicht) von den stark divergenten verschaltet Moosfasern erreicht.
Die Golgizellen werden einerseits von den Moosfasern und andererseits von den Kletterfasern, und auch von rückläufigen Collateralen der Purkinjezell-Axone erreicht. Die Golgizellen haben auch Kontakt zu den Parallelfasern und wirken hemmend auf die Körnerzellen ein.
Die Kletterfasern projizieren in Längsstreifen zu der Kleinhirnrinde. Die Längsstreifen projizieren zu longitudinalen Säulen der darunterliegenden Kleinhirnkerne.

Eine grobe somatotope Gliederung des Cerebellums bezüglich der Zuflüsse aufsteigender Rückenmarkbahnen und trigeminaler Afferenzen wurde mittels evocierten Potentialen nachgewiesen. Aber auch die einzelnen Purkinjezellen werden über die Kletterfasern von diskreten, peripheren, receptiven Feldern erregt.

Letztendlich möchte ich noch mit einem Zitat aus 2 (Seite 195), auf die elektrischen Verhältnisse im Kleinhirn hinweisen:
“Der cerebrale Cortex hat einen basalen 150- bis 300/s-Rhythmus (Amplitude 200 µV), welchem ein 1000- bis 2000/s-Rhythmus kleinerer Amplitude überlagert ist. Die Frequenz des basalen cerebellaren Rhythmus ist also etwa zehnmal größer als diejenige des in analoger Weise registrierten Electroencephalogramms vom cerebralen Cortex; die Amplitude jedoch ist beträchtlich geringer als beim Electrocorticogramm (ECoG; Kap. 11).” Im Kapitel 11 findet man für den α-Rhythmus 50µV und für den β-Rhythmus Amplituden <50 µV angegeben. D.h. die „Tierversuchsexperten“ (siehe Katzenbilder mit implantierten Elektroden) behaupten Amplituden mit 200 µV sind beträchtlich geringer als Amplituden mit 50 µV. Herzlichen Glückwunsch, bravo, bravo!

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5.4 Basalganglien

Die Basalganglien spielen in der Vorbereitungsphase eine wesentliche Rolle, bzw. bei der Umsetzung des Handlungsentwurfes in die Selektionsprogramme der Ausführungsphase.
Die Basalganglien im Großhirn sind ein Integrationszentrum mit massiven Zuflüssen vom Cortex, wobei das Corpus striatum (Putamen und Ncl. caudatus) die Eingangsstruktur ist. Vom Striatum führen die Projektionen zum Pallidum und zur Subst. nigra (Pars reticulata).
Von der Subst. nigra führen sie einerseits über das Tectum zum RM und andererseits über den Thalamus zum Cortex zurck.
Vom Pallidum (GABA-erg) führen sie ebenfalls über den Thalamus zum Cortex zurück und auch zum Ncl. caudatus. Vom Pallidum bestehen aber auch reziproke Verbindungen zum Ncl. subthalamicus.

Außerdem bestehen dopaminerge Verbindungen von der Subst. nigra (bei Ineffizienz kommt es zu Morbus Parkinson) zum Striatum und auch von den Raphekernen ziehen Verbindungen zum Striatum. An den topologisch geordneten, glutaminergen, corticostrialen Projektionen ist der gesamte Cortex beteiligt. Die corticalen Erregungsmuster bilden sich auf dem Thalamus disinhibitorisch ab.

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6 Multiple parallele Funktionsschleifen

Nach dem Konzept der multiplen, parallelen Funktionsschleifen lassen sich unterscheiden:

6.1 Die skeletomotorische Schleife

Die Schleife führt von den Cortexarealen 4 bis 6 über das Putamen zum Pallidum und über den Thalamus zurück zur Area 6. Die Neurone sind somatotopisch organisiert.
Die Schleife wird für die Parameterkontrolle von Bewegungen eingesetzt (Kraft-, Bewegungs-, Richtungsamplitude). Die Schleife, die statt über das Pallidum, über die Subst. nigra führt, scheint besonders für die Kontrolle der Mund und Gesichtsmotorik verantwortlich zu sein.

6.2 Die occulomotorische Schleife:

Sie führt vom und zum frontalen Augenfeld (Area 8), und ist für die Blickmotorik wesentlich. Dabei gibt es Abzweigungen zu den Colliculi superior. Die Entladungen für die Saccaden werden entweder im Thalamus oder in den Colliculi sup. durch vorherige Verminderung der hemmenden Einflüsse des Striatums generiert.

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6.3 Komplexe Schleifen

Vom Assoziationscortex über den Ncl. caudatus, Pallidum und Subst. nigra und den Thalamus zurück zum Assoziationscortex. Die Funktion ist nicht genau bekannt, aber die frontalen Assoziationszentren (dorsolateraler Praefrontalcortex, lateraler orbitofrontaler Cortex und vorderes Cingulum) spielen eine Rolle für den generellen Antrieb, für Einzeltriebe wie Hunger und Sexualtrieb, bei der Kontrolle der Motivation, bei der Wahl von Strategien und bei cognitiven Leistungen.

Bei Patienten mit Erkrankungen der Basalganglien können Störungen in diesen Funktionen vorliegen. Wegen dem getrennten Verlauf der Schleifen kann nicht angenommen werden, dass die Basalganglien die höchste Stufe der Verarbeitung (Integration) cognitiver und triebhafter Komponenten der Motorik sind; die Area 6 bietet sich eher dafür an.
Die Funktionen der Basalganglien sind von hemmenden und bahnenden Modulationssystemen wie z.B. dem Dopaminsystem abhängig. Bei ineffizienter Dopaminausschüttung der u.a. im Striatum endenden Axonverzweigungen, welche aus der Subst. nigra (Pars compacta) stammen, kommt es zum Morbus Parkinson. Nicht nur das Striatum wird mit Dopamin berieselt, sondern auch limbische Strukturen und der Praefrontalcortex. Weiters wirken wahrscheinlich serotonerge, noradrenerge, cholinerge, peptiderge u.a. noch unbekannte Systeme modulierend auf das Striatum ein. Die Basalganglien sind einerseits durch Transmitterkompartimente und andererseits somatotopisch organisiert, und bergen die Voraussetzung für eine sensorische – motorische Integration. Bei einer Unterfunktion des Dopaminsystems kann es zum Parkinson-Syndrom kommen. Die typischen Kennzeichen hiefür sind Rigor (erhöhter Muskeltonus; Zahnradphänomen), Tremor (Zittern) und Akinesie (Bewegungslosigkeit bzw. -armut). Melanin ist übrigens ein Nebenprodukt der Dopaminsynthese, daher der Name Substantia nigra. Therapieerfolge werden mit Dopaminsubstitution (L-Dopa) erzielt. Die Unterfunktion GABA-erger und cholinerger Systeme kann Chorea (ticartige Zuckungen) und Ballismus (unwillkürliche Schleuderbewegungen) zur Folge haben. Die Basalganglien scheinen sozusagen besonders für die “Choreographie von Bewegungen”, vielleicht speziell für langsame rampenförmige Bewegungen zuständig zu sein.

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10. Zwischenfragen

  • Erklären Sie die Funktion des Hirnstammes?>
  • Welche Rolle spielt die Formatio reticularis?
  • Welche Aufgaben hat der primäre Motorcortex?
  • Was sind die Aufgaben des assoziativen Cortex?
  • Welche Funktion hat das Kleinhirn?
  • Wo erfolgt die Feinabstimmung und Korrektur von Bewegungsprogrammen?
  • Welche Funktionen haben die Basalganglien?
  • Wie funktioniert die Stützmotorik?
  • Was gibt es zur Zielmotorik zu sagen?
  • Zu folgenden Zwischenfragen siehe Frage “Reflexe”; es ist aber auch bei der Frage “Motorik” mit diesen Zwischenfragen zu rechnen:
    Was sind die Receptoren der Motorik?
  • Welche Funktion hat die Gamma-Schleife?
  • Was sind spinale Reflexe?
  • Erklären Sie die Renshaw-Hemmung

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Ubuntu Global Bug Jam 8.-10. August 2008

Vom 8. bis 10. August 2008 findet weltweit der erste Ubuntu Global Bug Jam statt.

Ein Bug Jam ist weder Workshop, noch Vortrag: Ziel ist vielmehr die gemeinsame Arbeit an “Bug Reports” (Fehlerberichten) in entspannter Atmosphäre. Programmierkenntnisse sind nicht notwendig: Hilfreich ist bereits das “Bug Triaging”, also das Lesen, Prüfen, Kommentieren und Bestätigen/Zurückweisen von Fehlerberichten, das ein wichtiger Schritt vor der eigentlichen Arbeit von Entwicklern ist.

Es steht dabei jedem frei, einen eigenen Fokus bei der Bearbeitung von Fehlerberichten und Verbesserungsvorschlägen zu legen: Besonders erfolgreich und ganz im eigenen Interesse ist die Konzentration auf Programme, die man selbst häufig benutzt – hier erweist sich der Anwender oft trotz fehlender Programmierkenntnisse als Experte.

Den aktuellen Originalartikel dazu lesen auf Ubuntu Global Bug Jam 8.-10. August 2008

Suchspiel: Sexuelle Reinheit – auch für Christen ein Fremdwort?

Achtung! Der Artikel könnte, je nach Definition, Land und Gesetz, siehe dazu auch Der nackte Google-Wahn ist jugendfrei, gewaltverherrlichende, sadomasochistische Pornographie enthalten. Es wird jedenfalls ein Bild eines nahezu nackten Mannes an ein Kreuz genagelt gezeigt!

Jesus am Kreuz

Jesus am Kreuz Bildquelle

Dieser Artikel ist als Suchspiel zu verstehen: Wer findet die Unterschiede bzw. wer findet (ganz allgemein) Fehler?
Ich habe den Artikel auf Sexuelle Reinheit – auch für Christen ein Fremdwort? (FMN) gefunden und zwar von Bernhard Brockhaus (Einstelldatum für mich nicht ersichtlich)
Auf WebNews fand ich Sexuelle Reinheit – auch für Christen ein Fremdwort? von Nutzer: jogi3 am 15.07.08
Finden Sie die Fehler bzw. Unterschiede:
Wegen der beachtlichen Länge, habe ich die Texte nicht einfach hier angeführt, sondern 2 Artikel daraus gemacht. Wenn Sie die Texte auf Unterschiede vergleichen wollen, empfehle ich folgende zwei Artikel in einem neuen Fenster zu öffnen:
Artikel 1 (bibelpraxis)
Artikel 2 (WebNews)

Suchspiel, Artikel 2 (WebNews)

zurück zum Suchspiel: Sexuelle Reinheit – auch für Christen ein Fremdwort?
Artikel 2 auf WebNews (Link zur Quelle):

Mark sitzt morgens in der Cafeteria seiner Firma und trinkt seinen wohlverdienten Kaffee, als eine bildhübsche Dame im Minirock und einem figurbetonenden Oberteil hereinkommt. „Wow, ist das eine Frau!“, denkt er, und noch manches andere …

Seien wir Männer ehrlich: Sind uns diese Sätze wirklich so fremd? Zugeben wollen wir es möglicherweise nicht. Auch wenn wir vielleicht nicht so denken – hinschauen und uns an dem verführerischen Anblick ergötzen, das tun wir schon manchmal. Da ist doch wirklich nichts dabei, oder?

So denken wir, aber Gott denkt da ganz anders. Solltest Du verheiratet sein, Deine Frau übrigens auch! In Matthäus 5,28 sagt der Herr Jesus: „Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, schon Ehebruch begangen hat in seinem Herzen.“ Das sind deutliche Worte. In diesem Licht wird uns schnell klar, dass am Hinschauen und sich Erfreuen durchaus leicht „was dran“ sein kann.

Die Augen, für Männer das Eingangstor sexueller Reize

Suchspiel, Artikel 2 (WebNews) weiterlesen